Hm, ist das jetzt eher ein Bottle Shop oder eher eine Bierbar? Nachdenklich kratze ich mich am Kopf.
Ich bin viel zu früh mit dem Flugzeug in Paris angekommen und habe noch fast vier Stunden Zeit zu überbrücken, bevor es weitergeht. Die RER hat mich bis zum Gare du Nord gebracht, und von dort aus waren es nur ein paar Minuten zu Fuß bis zur laut Google besten Bierbar des Stadtteils, zu La Binouze.
vierzehn silbrig glänzende Zapfhähne
Es ist früher Nachmittag, als ich den Laden betrete. Ich laufe direkt auf eine schöne Theke mit vierzehn silbrig glänzenden Zapfhähnen zu – zwölf verschiedene Biere plus Wasser still und gesprudelt. Sehr gepflegt sieht es aus, ein bisschen im Industrial Chic eingerichtet, aber auch mit netten Deko-Details.
Linker Hand dann der Bottle-Shop-Bereich. Eine schwarze Regalwand, in der sich die unterschiedlichsten Biere aus der ganzen Welt präsentieren – bis hin zu so exotischen Produkten wie den Bieren von Jan und Nicole Kemker aus dem Münsterland. Hätte ich jetzt nicht erwartet, deren spontan vergorene Bierspezialitäten einfach so in einem Laden in Paris zu finden. Das ist ja schon mal klasse!
der Bottle Shop Bereich
Ich mache es mir in dem Barbereich gemütlich und komme mit dem netten Verkäufer ein wenig ins Erzählen. Wie sich rausstellt, hat er heute seinen ersten Tag, aber er ist bemüht, freundlich und weiß über die Biere im Laden schon fast alles. Gut vorbereitet auf den neuen Job – nicht schlecht. Seit acht Jahren, seit 2015, gebe es den Laden schon, erzählt er, und tagsüber sei es eher ein Bottle Shop, da kämen nur ganz selten mal einzelne Gäste, die ein Bier vor Ort trinken würden, und abends sei es eher eine Bierbar – bis zwei Uhr nachts sei der Laden dann rappelvoll. Flaschen- und Dosenbier zum Mitnehmen würde dann kaum noch verkauft.
Tja, damit hätte ich die Doppelrolle von La Binouze auch schon geklärt, und nachdem ich mir acht Weihnachts- und Barrel-Aged-Biere zum Mitnehmen ausgesucht habe, geht es nun an das Fassbierangebot.
Den Auftakt macht ein 5,2%iges Pale Ale von Polly’s Brew Co. aus Großbritannien, aus der nicht gerade attraktiv benannten Stadt Mold – Schimmel. Das Bier ist alles andere als moldy, sondern frisch, sehr fruchtig aromatisch und höchst durchtrinkbar. Sehr schön!
Das zweite Bier ist von O’Clock Brewing aus Bois-d’Arcy in Frankreich. Ein 5,5%iges American Pale Ale namens Time Out. Nicht ganz so fruchtig frisch, sondern eher in die neutral hopfenherbe Richtung gehend, aber ebenfalls schön durchtrinkbar. Zwei feine Biere, um den Nachmittag hier zu verhocken, ein wenig am Rechner zu arbeiten und sich und die Welt zu genießen.
drei feine Biere und etwas Zeit, zu arbeiten
Ab und an kommen ein paar Flaschen- oder Dosenbierkunden in den Laden, und nach einer Weile auch der erste (außer mir), der sich an die Bar setzt und sein verfrühtes Feierabendbier genießt. Die Musik im Hintergrund ist nicht zu laut, zeitlos und passt in die Gesamtstimmung hervorragend rein.
Angenehm.
Ein vorsichtiger Blick auf die Uhr: Die Zeit reicht noch für ein kleines Genussbier. Nur 100 ml, dafür aber mit Wucht. Das zwölfprozentige Patrons Project 24.02, ein Imperial Stout Cacao Fudge Sundae von Northern Monk darf den Nachmittag hier in der Bar jetzt beschließen. Ein süßes, viskoses, klebriges Pastry-Stout. Feine Sache!
Men nächster Termin ruft. Ich werde ihn leicht angeschickert wahrnehmen müssen. Aber das ist kein Problem. Es war einfach ein schöner Nachmittag hier im La Binouze, in dem Laden, der tagsüber Bottle Shop und abends Bierbar ist.
La Binouze ist täglich ab 11:00 Uhr durchgehend bis mindestens Mitternacht geöffnet; kein Ruhetag. Der Laden beginnt als Bottle Shop, und mit verstreichender Zeit wandelt er sich langsam, bis er abends eine Craftbierbar ist. Von der Metrostation Anvers (Linie 2) ist er gerade mal 180 Meter entfernt.
La Binouze
72 Rue Marguerite de Rochechouart
75 009 Paris
Frankreich
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