Dass ab und an mal Biertauschpakete aus Rödermark kommen, daran habe ich mich mittlerweile gewöhnt. Aber, um das klarzustellen: Das ist eine sehr schöne Gewohnheit, die ich absolut nicht missen möchte! Immer wieder neue und spannende Biere, die ich verkosten kann – da ist quasi jeder Tag, an dem der Paketbote bei uns klingelt, wie Weihnachten!
Heute war es aber eine ganz besondere Überraschung: Es gab einen Doppelwumms!
Ja, genau wie in der Politik! Wie bei unserem Bundeskanzler: Doppelt hält halt besser. Besser ein Doppelwumms als zwei einzelne, kleine Wümmschen.
neunzehn verschiedene Biere
Statt eines Pakets kamen nämlich heute derer zwei! Insgesamt neunzehn verschiedene Biere, verteilt auf zwei große Kartons. Da ist ja schon das Auspacken und sorgfältige Verstauen im Kühlschrank eine echte Herausforderung. Wow!
Dann geht jetzt also zunächst mal ein großer Dank in Richtung Hessen, und dann geht es los mit den …
Verkostungsnotizen
Ruxusní Minipivovar – Speciál Měsíce – Sorachi Ace; Pańský Pivovar Telč – Telčský Holomek; Brauhaus Barbarossa – Land-Weizen; Königsbrunner Biermanufaktur – köbi – Zwickl – Junges Kellerbier
Ruxusní Minipivovar – Speciál Měsíce – Sorachi Ace
Das Bier ist mittelbraun, leicht trüb und entwickelt einen recht üppigen, aber großblasigen und daher nicht so lange haltbaren Schaum.
Der Duft ist intensiv fruchtig, mit schweren, süßen Noten von Mango, überreifen Pflaumen und Litschi. Sehr angenehm.
Der Antrunk zeigt dann aber eine zu hohe Spritzigkeit, und auf der Zunge macht sich eine kräftige Bittere breit, die kaum noch durch die süßlichen Fruchtaromen begleitet wird, sondern eher holzig wirkt. Der Schluck verstärkt dann diesen Eindruck: Eine gewisse Holzigkeit, eine harzige Kratzigkeit und belegte Schleimhäute im Rachen.
Pańský Pivovar Telč – Telčský Holomek (4,6%)
Schade. Das ist jetzt wirklich dumm gelaufen. PET-Flaschen sind für Biere nicht das beste Behältnis, und so ist dieses zweifelsohne schöne tschechische Lagerbier leider auf dem Transportweg sauer geworden.
Traurig!
Brauhaus Barbarossa – Land-Weizen (4,7%)
Oh! Über vierzehn Jahre ist es her, dass wir am Muttertag das Brauhaus Barbarossa in Schöllkrippen besucht hatten. Nette Erinnerungen kommen zurück, als ich die Flasche in die Hand nehme.
Es ploppt nur dezent beim Öffnen, aber beim Einschenken entsteht trotzdem ein schöner, ausreichend üppiger, kremiger und lange haltbarer, leicht beigefarbener Schaum. Das Bier ist leuchtend orangegelb und kräftig, gleichmäßig trüb.
Der Duft ist weizentypisch bananig, weist aber auch eine leicht bitter wirkende Hefenote im Hintergrund auf.
Der Antrunk ist frisch, recht vollmundig, und auf der Zunge macht sich rasch eine feine Hefebittere breit, die die Schleimhäute ein wenig belegt. Retronasal stehen die Bananenaromen im Vordergrund; die bitteren, hefigen Noten sind aber im Hintergrund ebenfalls zu spüren.
Nach dem Schluck macht sich die hefige Bittere ein wenig breit, wird dabei aber nicht unangenehm. Ein grundsolides Weißbier.
Königsbrunner Biermanufaktur – köbi – Zwickl – Junges Kellerbier (6,0%)
Tja, da muss ich mal wieder über das Etikett lästern: „Junges Kellerbier“ steht da nämlich. Insofern ein blöder Claim, als er nur dann Sinn hätte, würde es alternativ auch „Altes Kellerbier“ geben. Aber das schriebe dann wohl niemand auf das Etikett. Ist so ähnlich, wie mit den „ausgewählten Rohstoffen“, die impliziert unterstellen, andere würden ihre Rohstoffe nicht auswählen, sondern brauen mit dem, was sie gerade so vorfinden …
Aber egal. Weiter geht es jetzt mit der Sensorik:
Das Bier hat eine wunderbar leuchtende, orangene Farbe, ist schön und gleichmäßig trüb und trägt eine leicht beigefarbene, kremige Schaumkrone, die durchaus lange hält.
Der Duft ist intensiv malzig mit brotigen und ein bisschen an Kuchenteig erinnernden Noten von Münchner Malz.
Der Antrunk ist ebenfalls malzbetont und zeigt einen Hauch von Säure. Auf der Zunge verschwindet die Säure langsam wieder, macht den brotigen Malzaromen Platz und gibt dem Hopfen Raum, seine Bittere zu entfalten. Auch nach dem Schluck bleibt es bei diesen Eindrücken: Hopfenbitteres, frisch gebackenes Brot in flüssiger Form.
Insgesamt wirkt das Bier sehr füllig und sättigend – es ersetzt durchaus eine Mahlzeit.
Kessel&Kelle Craftbier Manufaktur – Summer Ale; Bierthelsdorfer Brauerei / Privatbrauerei Schott – Aus dem Keller – untergäriges Bier Pilsner Brauart; Wittorfer Brauerei Neumünster – Trick 17 – American Pale Ale; Hey Joe Brewing – Mango – New England IPA
Kessel&Kelle Craftbier Manufaktur – Summer Ale (5,8%)
Seit längerer Zeit mal wieder ein Bier von einer Brauerei, von deren Existenz ich überhaupt noch nichts wusste – bis jetzt, wo ich die Flasche in meiner Hand halte.
Das Bier ist kräftig kupferfarben, leicht und gleichmäßig trüb, und es entwickelt einen üppigen, recht festen und seeehr lange haltbaren, altweißen Schaum.
Der Duft steigt schon beim Einschenken intensiv in die Nase. Harzige und kräuterige Hopfenaromen mit nur wenig Fruchtnoten im Hintergrund – höchstens ein Hauch Pampelmusenschale ist da zu identifizieren.
Der Antrunk ist angenehm trocken, und auf der Zunge breitet sich sofort eine kräftige, aber trotzdem nicht borstige oder kratzige Bittere aus. Kernig, das ist sie, aber dabei samtig weich verpackt. Ein angenehmer Malzkörper hilft, die Bittere auch für den Nicht-Hop-Head angenehm zu halten.
Retronasal kommen die harzigen, kräuterigen Aromen deutlich heraus, werden jetzt aber von einem leichten phenolischen Hauch begleitet. Nicht wirklich ein Apotheken- oder Heftpflaster-Geschmack, aber eine noch nicht störende und nur beim genauen Hinspüren zu bemerkende phenolische Note. Oder ist es eher Vinyl? Es ist so dezent, dass es schwer fällt, es dingfest zu machen. Also, eigentlich kann man es dann ja auch ignorieren, oder?
Der Abgang ist von einer etwas länger haftenden, aber gleichmäßig und weich abklingenden, harzigen Herbe geprägt. Etwas, was mich persönlich sehr anspricht. Dass dabei die Schleimhäute ein wenig trocken werden und so Lust auf den nächsten Schluck entsteht? Warum nicht!
Hohe Durchtrinkbarkeit!
Bierthelsdorfer Brauerei / Privatbrauerei Schott – Aus dem Keller – untergäriges Bier Pilsner Brauart (4,7%)
Nein, es ist kein Collab, auch wenn das von der Bezeichnung her so wirkt. Die Bierthelsdorfer Brauerei aus Hainichen gehört einem Oliver Schott, und deswegen steht auf dem Etikett zusätzlich auch die Bezeichnung Privatbrauerei Schott. Das wirkt irgendwie etwas unentschlossen, also google ich das Ganze jetzt mal.
Eine eigene Website finde ich nicht, aber bei Google Maps genügend Informationen zu Adresse und Erreichbarkeit, und bei Instagram finde ich den Account bierthelsdorfer.brauerei, der aber einen Tab mit der Bezeichnung Oliver Schott öffnet. Na, man ist in der Unentschlossenheit also wenigstens konsequent. Und ich muss zugeben: Aus der Adresse Berthelsdorfer Straße dann die Bierthelsdorfer Brauerei abzuleiten, ist genauso nett, wie der Name des Biers „Aus dem Keller“.
Kommen wir aber zu eben diesem vor mir stehenden Bier:
Es hat eine dunkelgelbe Farbe, ist leicht trüb und trägt einen schönen, üppigen, altweißen, vielleicht etwas großblasigen, aber lange haltbaren Schaum.
Der Duft ist eher malzig als pilsig, mit teigartigen Malznoten und nur einem Hauch von heuartigen Hopfenaromen. Im Hintergrund spüre ich eine feine säuerliche Note.
Der Antrunk ist – entgegen meiner Erwartung aufgrund des Dufts – nicht säuerlich, sondern frisch und ziemlich bizzelig. Auf der Zunge überdeckt diese Bizzeligkeit viele sensorische Wahrnehmungen, insbesondere auch die Malzigkeit, die ich erwartet habe. Stattdessen wirkt das Bier eher überspundet und dünn, ein Eindruck, der auch nach dem Schluck für ein Weilchen erhalten bleibt. Dann kommt ganz zum Schluss eine die Schleimhäute belegende, leichte Viskosität auf.
In der Summe ein eher zurückhaltendes Bier, dass sich in Hopfung, Bittere und Spundung eher an den Allerwelts-Fernsehbieren orientiert denn an klassischen (norddeutschen oder tschechischen) Bieren des Pilsner-Stils.
Wittorfer Brauerei Neumünster – Trick 17 – American Pale Ale (5,4%)
Das Bier ist schön kupferfarben und leicht trüb. Der Schaum entwickelt sich gut und bleibt ewig lange auf dem Bier stehen.
Der Duft ist hopfig und harzig mit einer deutlichen Bittere, die vor einem fruchtigen Hintergrund aufscheint.
Der Antrunk ist frisch und trotzdem rund. Auf der Zunge entwickeln sich kräuterige und heuartige Noten; die Bittere ist deutlich spürbar, aber nicht dominant.
Im Abgang bleibt eine spürbare Restsüße und es bildet sich eine leicht viskose, die Schleimhäute belegende Textur aus.
Hey Joe Brewing – Mango – New England IPA (6,7%)
Das Bier hat eine kräftige, orangene Farbe und ist milchig trüb. Gäbe es denn recht ordentlichen, leicht gelblichen Schaum nicht (der sich recht lange hält), sähe das Bier im Glas wie Multivitaminsaft aus.
Der Duft ist intensiv fruchtig mit Schwerpunkt auf Mango- und Orangenaromen.
Der Antrunk ist frisch, spritzig und gleichzeitig süß und weist eine feine, pfeffrige Schärfe auf. Auf der Zunge vergeht diese Schärfe rasch; es bleibt eine weiche, volle Textur mit einer nur dezenten Bittere, aber auch fast ohne Süße. Retronasal sind die Aromen nicht mehr ganz so intensiv fruchtig, obwohl die Mango- und Orangennoten weiterhin leicht identifizierbar bleiben – sie bekommen aber eine herbere, eher an die Fruchtschalen als an das Fruchtfleisch erinnernde Anmutung.
Nach dem Schluck erstaunt das Bier mit fehlender Süße. Die Schleimhäute werden leicht trocken, die Fruchtaromen „dampfen aus“, und es bleibt eine angenehme Bittere.
Heimathafen Erfurter Braumanufaktur – Weimarer Siechn; YAYLE – Oasy – IPA; Kraft Bräu – Dunkel; Glaabsbräu – Glaab’s Eisbrecher – Strong Blond
Heimathafen Erfurter Braumanufaktur – Weimarer Siechn (5,2%)
Das Bier ist dunkelbraun, nur leicht trüb und entwickelt einen üppigen, festen und leicht beigefarbenen Schaum, der überhaupt nicht mehr weichen will.
Der Duft ist leicht röstig mit einer ganz schwach säuerlichen Note im Hintergrund.
Der Antrunk ist trocken und bitter, und auf der Zunge macht siche eine kernige Bittere breit, die von röstigen und ganz leicht rauchigen Aromen begleitet wird. Die säuerliche Note aus dem Duft findet sich auch hier wieder. Sie stört fast nicht, weist aber schon nachdrücklich auf das unerbittlich nahende Mindesthaltbarkeitsdatum hin … noch zehn Tage!
Der Schluck präsentiert die Bittere noch einmal deutlich, hinterlässt allerdings auch ein leicht pelziges Gefühl auf den Schleimhäuten. Ich merke erneut, dass das MHD naht.
Aber noch ist dieses Bier nicht „um“, sondern trinkbar.
YAYLE – Oasy – IPA (6,5%)
Eine schöne, kräftig gelbe Farbe zeichnet dieses Bier aus. Es ist bei vorsichtigem Einschenken nur leicht trüb. Der Schaum entwickelt sich schön und weist eine mittlere Haltbarkeit auf.
Der Duft ist eher zurückhaltend und tendiert in eine kräuterig-harzige Richtung mit einem winzigen ätherischen Touch – das gefällt.
Dem frischen Antrunk folgt ein angenehmer, fester Malzkörper auf der Zunge, der sich mit einer kräftigen Bittere paart. Retronasal bleibt es bei den kräuterig-harzigen Aromen; das Ätherische, Mentholartige ist nun nicht mehr wahrzunehmen.
Nach dem Schluck zeigt sich die Bittere fest und kernig, ohne jedoch kratzig zu werden oder nachzuhängen.
Kraft Bräu – Dunkel (5,0%)
Das Bier trägt seinen Namen zu recht: Ein schönes Dunkelbraun! Dazu eine leichte Trübe und ein recht üppiger beigefarbener Schaum, der unendlich lange hält. Schön!
Der Duft ist malzgeprägt mit einer feinen Röstnote und dahinter etwas scharf angebackene Brotkruste.
Der Antrunk ist frischer und herber als bei einem klassischen Dunkel erwartet – nicht so malzig-süß, sondern eher kernig. Auch auf der Zunge bleibt dieser Eindruck erhalten: Eine kräftige, kernige Bittere, die sich mit dem angenehmen Röstmalzcharakter auf’s Beste verträgt. Aber kaum Restsüße, sondern eher trocken.
Nach dem Schluck bleibt das auch so – angenehm bitter, leicht röstig, schön trocken. Eine feine Herbe erzeugt dezent trockene Schleimhäute. Ein Dunkel in bester Altbiertradition!
Glaabsbräu – Glaab’s Eisbrecher – Strong Blond (7,9%)
Hm, also für ein Blond, egal wie strong es sein soll, ist es viel zu dunkel: Ein kräftiges Mittelbraun sehe ich im Glas! Das Bier ist fast klar, und es trägt eine leicht gelblich wirkende, kremige, üppige und lange haltbare Schaumkrone.
Der Duft ist zurückhaltend und dezent; er ist geprägt von feinen, estrigen, fruchtigen Akzenten, die spielerisch um die Nasenlöcher herumtanzen. Dahinter kommt eine warme Honignote – weich und samtig.
Der Antrunk ist eine interessante Mischung aus leichter, süßlicher Spritzigkeit und feiner, etwas adstringierender Herbe, die sich ungewöhnlicherweise schon auf der Zungenspitze bemerkbar macht.
Im Mundraum wirkt das Bier etwas dissonant. Einerseits werden die Honigaromen jetzt etwas kräftiger, und wie bei einem Braggot oder Mead bringen sie auch eine harzige Adstringenz mit sich, machen also eine leicht raue Zunge. Griechischer Retsina kann so etwas auch gut. Andererseits zeigt sich aber auch eine überraschend kräftige Bittere – die ebenfalls ein bisschen rau wirkt. Spannende sensorische Empfindungen, aber es will sich keine rechte Harmonie einstellen. Eher fühle ich mich als Zuschauer (Zuschmecker oder Zuriecher) eines noch unentschiedenen Zweikampfs zwischen Honigsüße und allgemeiner Bittere.
Nach dem Schluck scheint dieser Zweikampf entschieden: Zugunsten der etwas rauen Bittere. Nachdem auch diese abgeklungen ist, bleibt aber noch jemand auf der Sensorikbühne zurück, der bis hierhin noch keine Beachtung gefunden hat: Der Alkohol. Mit einer feinen Wärme spielt er den Schlussakkord.
Vorhang zu.
Baltic Brewery Flensburg – Helles But Not Helles; Yanesco – Ettlinger Craftbeer – Fusel Wunderweizen – Witbier; Schneider Weisse – LaBrassBanda – Love Beer – Weissbier; Maierbier Nördlinger Bierkultur – Helles Kellerbier
Baltic Brewery Flensburg – Helles But Not Helles (5,4%)
Das Bier ist strohgelb und bei vorsichtigem Einschenken fast blank. Und trotz vorsichtigen Einschenkens bildet sich ein sehr üppiger, lange haltbarer, schneeweißer Schaum aus.
Der Duft ist leicht fruchtig, etwas metallisch und hat eine mineralische Note.
Dem frischen und spritzigen Antrunk folgt ein trockener, schlanker Eindruck auf der Zunge. Eine zurückhaltende, aber spürbare Bittere liefert das Fundament, und darüber gibt sich das Bier sehr schlank und zurückhaltend. Auch die retronasale Aromatik ist nur sehr dezent, und ich muss schon genau hinschmecken und -riechen, um überhaupt irgendetwas identifizieren zu können. In diesem Fall ist es ein Hauch von Leder. Und zwar nicht durchgeschwitztes, uraltes Sattelleder wie bei einem Bier, das (absichtlich oder unabsichtlich) mit Brettanomyces-Hefen vergoren worden ist, sondern frisches, ungebrauchtes Leder: Das neue Portemonnaie direkt aus der Verpackung, zum Beispiel.
Dieses zurückhaltende Lederaroma findet sich auch nach dem Schluck noch für einen kurzen Moment und wird begleitet von einer ebenfalls nur ganz schwachen Note von Karton. Nicht nasser Karton, sondern einfach nur Pappkarton. Aber nicht im unangenehmen Sinne.
Yanesco – Ettlinger Craftbeer – Fusel Wunderweizen – Witbier (4,8%)
Das Bier hat eine stiltypische hellgelbe Farbe mit einer feinen, gleichmäßigen Trübung und einem nicht allzu üppigen, schneeweißen Schaum.
Der Duft erweist sich als gleichberechtigte Mischung zwischen feinen zitrusartigen Witbier-Aromen und einer bananigen Weißbier-Note. Letztere verfliegt nach einer Weile und ebnet damit den Weg zu einer stiltypischen, olfaktorischen Sensorik – soll heißen, dann riecht es auch nur noch wie ein Wit …
Der Antrunk ist sehr frisch, und auf der Zunge entwickelt sich das Bier in Richtung einer feinen phenolischen Note. Leichte Assoziationen in Richtung Gewürznelke und vielleicht auch ein bisschen Kümmel kommen auf, dazu eine feine, leicht adstringierende Bittere. Retronasal sind für einen kurzen Moment noch die Zitrusnoten zu spüren, sie klingen aber rasch ab und es bleiben nur die gewürzartigen Phenole übrig.
Nach dem Schluck bleibt das dezent adstringierende Gefühl noch einen Moment erhalten, und ganz am Ende blitzt noch einmal ein zitrusfrischer Hauch auf.
Ein Bier, das im Verlauf des Genusses mehrmals seinen Charakter ändert. Interessant!
Schneider Weisse – LaBrassBanda – Love Beer – Weissbier (4,9%)
LaBrassBanda – die bayerischen Blasmusiker, die immer barfuß auftreten und auf ihren klassischen Dicke-Backen-Instrumenten spannende Musik weit jenseits der althergebrachten regionalen Volksmusik spielen: Sogenannte „neue Volksmusik“. Und Schneider Weisse – eine der bekanntesten Weißbierbrauereien der Welt. Gemeinsam bringen sie eine Sommerweisse namens Love Beer auf den Markt.
Die Farbe ist dunkelgelb, fast schon hellkupferfarben. Das Bier ist recht trüb (aber ganz gleichmäßig), und es entwickelt für ein Weissbier überraschend wenig Schaum.
Der Duft wartet mit klassischen, leicht bananigen Weissbieraromen auf, präsentiert dahinter aber auch zarte, blumige und kräuterige Aromen. Ein bisschen Holunder, vielleicht, und ähnlich liebliche und leichtfüßige Frühlingsdüfte. Aber nur ganz dezent.
Der Antrunk ist frisch, aber bei weitem nicht so spritzig, wie von einem Weissbier erwartet.
Auf der Zunge zeigt sich das Bier schlank, dezent fruchtig und mit einer feinen Hopfennote, die eine angenehme Bittere auf die Zunge bringt. Die Bittere hält auch über den Schluck hinweg an, wird dann sogar noch ein wenig kräftiger, wohingegen die spielerischen Holunder- und Fruchtblütennoten etwas schwächer werden und sachte abklingen. Eine feine hefige Pelzigkeit bleibt ganz am Schluss an den Schleimhäuten haften und macht Lust auf den nächsten Schluck.
Ein durchaus gelungenes Sommerbier. Obwohl es Stimmen gibt, die sagen, dass das ursprünglich bei der Camba Bavaria gebraute LoveBeer (vor rund acht, neun Jahren) deutlich prägnanter war.
Maierbier Nördlinger Bierkultur – Helles Kellerbier (5,2%)
Das Bier ist goldgelb und bei vorsichtigem Einschenken klar. Der Schaum entwickelt sich ordentlich und bleibt in einer dünnen Decke dann eine ganze Weile stehen. In der Flasche bleibt ein trüber Bodensatz zurück, den ich auch mit einschenken hätte können – dann wäre das Bier auch stiltypisch trüb geworden.
Der Duft ist malzig und erinnert ein bisschen an frischen Brotteig.
Der Antrunk ist recht weich, und auf der Zunge dominiert eine runde, brotige Malznote die Sensorik. Die Hopfenbittere ist sehr zurückhaltend, gerade nur so viel, dass das Bier nicht süßlich und pappig wirkt.
Und das ist eigentlich auch schon alles, was es zu diesem unauffälligen Bier zu sagen gibt.
Maierbier Nördlinger Bierkultur – Schwarze Sau – Bockbier; Bierthelsdorfer Brauerei / Privatbrauerei Schott – Das Bierthelsdorfer – untergäriges Landbier; Maulaff Bräu – Aschaffenburger Maulaff – Kellerpils
Maierbier Nördlinger Bierkultur – Schwarze Sau – Bockbier (6,2%)
Ein klarer Fall von falscher Verbrauchererwartung. Oder von richtiger Verbrauchererwartung, aber falscher Bedienung derer. Denn der Name Schwarze Sau impliziert ein Schwarzbier. Oder zumindest ein tiefdunkles Bier. Jedenfalls nicht ein kupferfarbenes …
Also: Das Bier ist kupferfarben und leicht trüb, und es trägt eine gelbliche, feinporige Schaumkrone.
Der Duft ist intensiv karamellig mit feinen, brotigen Malznoten im Hintergrund.
Dem recht spritzigen Antrunk folgt zunächst ein kräftiges Aufschäumen auf der Zunge, dann werden auch dort die karamelligen Aromen deutlich. Eine recht kräftige Malzsüße ist zu spüren; die Hopfenbittere ist weniger ausgeprägt. Retronasal kommt zum Karamell noch ein bisschen feuchtes Kelleraroma hinzu, aber nur ein Hauch.
Nach dem Schluck wandelt sich das Karamell eher in Brotkruste, und der Abgang wird begleitet von einer dezenten alkoholischen Note.
Bierthelsdorfer Brauerei / Privatbrauerei Schott – Das Bierthelsdorfer – untergäriges Landbier (4,8%)
Das Bier hat eine sehr schöne, geradezu leuchtende Kupferfarbe, ist blank und trägt eine sehr weiche, kremige, leicht gelbliche Schaumschicht, die sehr lange hält.
Der Duft ist – leider – dominiert von DMS-Aromen – „Erbsen frisch aus der Dose“, ist die allererste Assoziation, die ich dazu habe.
Von Antrunk bis Abgang bleibt dieser Erbsen-Eindruck leider auch dominant erhalten. Sehr schade, denn der sonst noch so zu spürende Malzcharakter mit ganz dezenten und feinen Röstnoten und die durchaus ausgeprägte Bittere gefallen eigentlich gut.
So aber: Leider nicht mit Genuss trinkbar.
Maulaff Bräu – Aschaffenburger Maulaff – Kellerpils (5,0%)
Ganz hell gelb ist dieses Bier, hat eine nur dezente Trübung und trägt eine schneeweiße, ziemlich üppige Schaumschicht, die sich auch sehr lange hält und schöne „Brüsseler Spitzen“ im Glas hinterlässt.
Der Duft ist grasig bis heuartig – von klassischen Hopfensorten geprägt.
Der Antrunk ist frisch, aber nicht übermäßig spritzig, und auf der Zunge macht sich zuallererst eine kernige Hopfenherbe breit. Das Bier macht insofern seiner Bezeichnung „Kellerpils“ alle Ehre. Nicht so süßlich und fast schon aufdringlich wie viele schwach gehopfte Kellerbiere, sondern wirklich klassisch als Pils ausgebaut. Na klar, bedingt durch die fehlende Filtration bleibt schon ein etwas fülligerer Körper, der auch süßliche Noten aufweist, aber in der Summe dominiert doch der pilsige Hopfencharakter.
Der Abgang bringt die Herbe noch ein wenig stärker in den Vordergrund. Mit deutlichen Heuaromen klingt das Bier angenehm, aber unspektakulär ab. Solide!
Und die Bezeichnung Maulaff? Laut Etikett handelt es sich dabei um die geschnitzte Spielfigur eines Spessartbauern mit seinem weit aufgerissenen Maul, die die kurfürstliche Hofgesellschaft belustigte – in einem Wurfspiel ließ man kleine Kugeln in eben diesem Maul verschwinden.
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