birretta Feinste Biere KG & birretta Bier Bar
Regensburg
DEU

„Tja, am Anfang stand der Bottle Shop birretta Feinste Biere, vorne in der Stadt, nur ein paar Schritte von der Steinernen Brücke entfernt“, erzählt Florian, der Barkeeper, während er uns die ersten Biere zapft. „Und weil das erfolgreich lief, kam die Idee auf, auch eine Bier Bar mit einem breiten und umfassenden Angebot an besonderen Bieren aufzumachen. Als sich dann dieser alte Gewölbekeller anbot, ging alles ganz schnell, und seit Ende 2016 gibt es hier nun die birretta Bier Bar.“

Den ganzen Tag waren wir heute, am 7. Juli 2018, in Regensburg unterwegs gewesen, hatten schon drei verschiedene Brauereien besucht, und eigentlich waren wir schon fast zu müde und zu, ähm, wie sagt man denn? Trinksatt? Hatte nicht irgendein Verein für deutsche Sprache mal versucht, das Wort „sitt“ neu einzuführen, als Entsprechung zu satt, also wenn man keinen Durst mehr hat? „Ich bin sitt!“ Das klingt nicht nur seltsam, sondern es kommt auch äußerst selten vor. „Ich habe keinen Durst, ich bin sitt, ich möchte kein Bier mehr!“ Habe ich das überhaupt schon einmal gesagt? Mal überlegen…

Aber ich schweife ab. Müde waren wir, vielleicht sogar ein wenig sitt, und trotzdem haben wir uns überwunden, noch die Treppe in die birretta Bier Bar hinunter zu steigen. „Nur mal reinkucken. Wir müssen ja nichts trinken…“

Was für ein Glück, das wir das gemacht haben!

Das Haus mit der einladenden, mit Stuckarbeiten verzierten Front sieht hübsch aus, wir gehen durch den Torbogen, und uns führt eine steile Treppe in den tiefen Keller. Einmal um die Ecke gebogen, und schon umfasst uns der Zauber dieser Bier Bar. Ein wunderschönes altes Gewölbe, dazwischen grobe und klobige Holzmöbel, sogar eine alte Werkbank ist dabei, die als Tisch dient. An den Wänden schmiedeeiserne Dekoration. Wir fühlen uns fast ein paar hundert Jahre in die Vergangenheit versetzt.

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der alte Gewölbekeller

Wäre da nicht die moderne Theke. Bierkrüge aus Glas sind sorgfältig aufeinandergestapelt und bilden die Theke, robuste Glasplatten halten sie in ihrer Position und schützen sie vor unabsichtlichen Stößen und übermütigen Barbesuchern. Feine Leuchtdioden illuminieren sie und können so dem Saal unterschiedliche Farbakzente verleihen. Angeblich, die Technik lässt es zu, auch wenn die Augen das gar nicht unterscheiden können, in mehreren Millionen unterschiedlicher Farben.

Oben auf der Theke knapp zwanzig Zapfhähne in einer endlos langen Reihe. Und mittendrin Florian Donauer, der Barkeeper, der uns gerade etwas über die Geschichte der Bar erzählt.

Vier Brauereien aus der Region hätten sich zusammengetan, hören wir, und zwar Eichhofen, Spital, Nittenau und Riedenburger, und gemeinsam würden sie einen Gutteil des Angebots verantworten. Aber es gebe eben nicht nur Biere aus diesen vier Brauereien, sondern die Zapfhähne ließen immer auch viel Raum für andere spannende Biere aus ganz Deutschland und der Welt.

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Blick auf die spannend illuminierte Theke

Wir nehmen an der dicken, aus Eichenholz gearbeiteten Werkbank Platz, und Florian bringt uns die ersten Biere. Einmal das Orange Flanders (6,0%) von Johannes Heidenpeters aus Berlin, und einmal das Nittenauer Wilde Zwickel, ein Bier aus einer der vier gastgebenden Brauereien. Das Orange Flanders ist kräftig säuerlich mit einer ledrigen Brettanomyces-Note. Meine holde Ehefrau rümpft die Nase. Diese Kombination behagt ihr überhaupt nicht, während ich begeistert bin. Ein kerniges Bier, von dem ich zwar keinen Halbliterkrug gegen den Durst weg-exen würde, aber ein sehr schönes Genussbier, gerade recht aus einem kleinen Gläschen in der schönen Atmosphäre, mit der ein toller Tag zu Ende geht.

Beim Wilden Zwickel (5,5%) geht es uns umgekehrt. Nach dem ersten Schluck Orange Flanders kommt mir das Zwickel rau, ungehobelt und bitter vor, wohingegen meine Frau schwärmt: Das sei jetzt genau das Richtige zum Abschluss des heutigen Tages.

Nun, in der Summe sind wir dann mit diesen beiden Bieren doch gut bedient.

Florian zapft die nächsten beiden Gläser. Es sind kaum andere Gäste da. Der heiße Sommertag heute lockt die Regensburger eher in die Biergärten und an das Flussufer; die dunkle Bierbar im Keller kommt eher an kühleren Tagen zur Geltung. Für uns ist das prima, hat der Barkeeper so doch viel Zeit, uns zu jedem Bier eine Geschichte zu erzählen.

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kleine 100-ml-Probiergläser

Zum Beispiel zum Käte, einem Bier aus der Brauerei Flügge in Frankfurt. Die Brauerei wurde gerade erst am Anfang des Jahres eröffnet; Dominik Pietsch braut dort kernige und sehr ungewöhnliche Biere. Käte ist ein dunkles Imperial Stout, das nicht nur unter Zugabe von Brettanomyces vergoren worden ist, sondern ausschließlich mit dieser merkwürdigen und gewöhnungsbedürftigen Hefe. 8,8% Alkohol sind eine Ansage. Zwar finde ich die Kombination der Brett-Aromen mit dem röstigen Stout nicht als harmonisch, aber eine interessante Erfahrung ist es allemal.

Oder zum Eichator, dem Doppelbock aus der Schlossbrauerei Eichhofen. Dick und malzig, etwas karamellig, robuste 8,0%, eine kräftige, rotbraune Farbe. Wir sind beide begeistert und streiten spielerisch miteinander, wer denn dieses Probierglas leeren darf.

Mit diesem Herumalbern verstreicht die Zeit, und mittlerweile hat die Online-Community registriert, wo wir sind und was wir bisher getrunken haben. Bleibt bei Flügge, heißt es, probiert unbedingt deren andere Biere, und so tun wir, wie uns geheißen:

Kurz entschlossen bestellen wir jetzt drei Probiergläser auf einmal. Flügge Fränk und Flügge Mägie für mich, den Riedenburger Dolden Bock für meine holde Ehefrau, die keine Sauer- und keine Brett-Biere probieren möchte.

Tja, im Falle von Fränk ist sie selber schuld, da hat sie was verpasst. Ein Sauerbier, mit einer norwegischen Wildhefe (Kveik) vergoren und dann auf Maracuja-Püree gelagert. Ein intensiver Maracuja-Duft, eine dezente Säure, kernige Aromen der Kveik-Hefe – das Resultat gefällt mir außerordentlich gut.

Mägie hingegen ist wieder sehr stark Brettanomyces geprägt. Ein Pale Ale, 5,9%, mit fruchtigen Hopfen, aber durch die ausschließliche Verwendung von Brett-Hefe auch wieder sehr kernig. Man muss es mögen, und insofern polarisiert dieses Bier deutlich.

Das letzte Bier für heute, das siebte (Moment mal, dachten wir nicht ganz zu Anfang, dass wir vielleicht gar kein Bier trinken, sondern nur einmal kucken wollten?), ist der Riedenburger Dolden Bock. Ein Weizendoppelbock mit 7,9% Alkohol. Aber er ist hopfengestopft, und so weist er neben den für einen Weizenbock typischen, estrigen Aromen eine kräftige grasige Note auf, vielleicht mit einem Hauch Geranie, wie wir am kleinen Glas erschnuppern.

Wir könnten wohl noch lange hier sitzen, ohne dass uns aus Biersicht langweilig werden müsste. Florian hätte noch einige Fassbiere und anschließend ungezählte Flaschenbiere im Angebot, und zu jedem Bier hätte er vermutlich etwas erzählen können. Aber für heute muss es gut sein. Wir klettern aus dem tiefen Gewölbekeller wieder nach oben und spazieren noch ein wenig durch die jetzt nur noch ganz knapp über dem Horizont stehende Abendsonne.

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birretta Feinste Biere

Einen kleinen Abstecher machen wir noch, und zwar bis zum biretta Feinste Biere, dem kleinen Bierspezialitätengeschäft im Zentrum. Natürlich hat es schon geschlossen, aber wir drücken uns am Schaufenster die Nase platt und lugen einmal ins Innere.

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Blick durch das Schaufenster

Tja, die eine oder andere Spezialität hätten wir hier schon erstehen können, wenn wir heute Nachmittag bereits hergekommen wären. Eine gute Kofferraumfüllung hätte zusammenkommen können… Aber auch so war es ein ausreichend bieriger Tag!

Das Bierspezialitätengeschäft biretta Feinste Biere ist dienstags bis freitags von 14:00 bis 19:00 Uhr geöffnet; sonnabends von 11:00 bis 17:00 Uhr. Es liegt nur wenige Schritte vom Südende der Steinernen Brücke entfernt, mitten im Touristenstrom, und somit leicht zu finden. – Die birretta Bier Bar ist dienstags bis sonnabends ab 19:00 Uhr bis tief in die Nacht geöffnet. Vom Busbahnhof Dachauplatz mit mehr als einem halben Dutzend Buslinien sind es drei Minuten zu Fuß in Richtung Norden.

Nachtrag 17. Mai 2019: Wir sind auf dem Weg, mal wieder von hier nach da, obwohl wir doch eigentlich noch ein paar Einkäufe für die nächste Woche hätten tätigen müssen. Also geht es, weil es sich so schön anbietet und die Autobahn ganz nahe an der Stadt vorbeiführt, in Regensburg mal eben schnell runter von der A93. Keine zusätzlichen Umwege, keine großen Extraschleifen.

Ach, und wenn wir schon mal hier sind: Ob wir im biretta Feinste Biere wohl endlich noch genau das eine passende Bier finden, dass wir für unser Menü am kommenden Wochenende brauchen?

So treten wir denn heute über die Schwelle dieses kleinen, aber sehr einladenden Bierlädchens. In der Mitte des Verkaufsraums sitzen ein paar Gäste beim Biergenuss, denn man darf hier auch gerne verkosten, und sie sitzen dort, als säßen sie dort schon immer. Zumindest aber immer während der Öffnungszeiten.

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Schränke, Regale, Kühlschränke …

In den Regalen und Schränken stehen die Biere dicht an dicht, und rasch haben wir die passenden zu unserem Festessen gefunden. Genauso rasch sind wir allerdings auch aus dem Lädchen wieder raus, denn das Auto steht in einer Kurzparkzone – die Uhr tickt gnadenlos.

Insofern nur ein ganz schneller, ganz zielgerichteter Biereinkauf. Keine langen und netten Schwätzchen, kein gemütliches Verkosten. Das heben wir uns dann für den nächsten Besuch auf.

Nachtrag 1. November 2019: Mit einer kurzen Mitteilung bei Instagram meldet das Bierlädchen birretta Feinste Biere, dass es Schluss macht.

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Aus ist’s.

Nach vier Jahren werden die Pforten im Posthorngäßchen geschlossen. Zu einem langen und netten Schwätzchen und einem gemütlichen Verkosten kommt es also nicht mehr. Schade. Mal sehen, wie es weitergeht – von Kooperationen ist in dem kurzen Statement die Rede…

Bilder

birretta Feinste Biere KG
Posthorngäßchen 2 / Ecke Goldene Bären Straße
93 047 Regensburg
Bayern
Deutschland

birretta Bier Bar
Ostengasse 13
93 047 Regensburg
Bayern
Deutschland

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