Wir stehen wieder auf der Straße, und etwas benommen atmen wir die kühle Luft des Abends ein. Benommen vom süßen und schweren Alt-Amberger Doppelbock. Süß wie die junge Kellnerin, die ihn uns serviert hat, schwer wie das massive Holzbrett, auf dem es die Brotzeit gab.
Ach, die Brotzeit … Und dazu der Doppelbock …
beim Winkler BräuWirt
Der Abend war alles, aber bestimmt nicht gesund. Gut gelaunt sind wir nach einem Spaziergang durch Ambergs nette Altstadt in die Obere Nabburger Straße gelaufen und im Winkler BräuWirt eingekehrt, dem Brauereiausschank der Brauerei Winkler GmbH & CO. KG. Ein urgemütliches Wirtshaus im klassischen Stil.
Schon im Eingangsbereich grüßt eine Kreidetafel und heißt uns handschriftlich herzlich willkommen. Wir betreten den Schankraum, einen klassischen, großen Raum, aber mit Raumteilern gemütlich hergerichtet. Recht schlichtes Mobiliar, aber nicht billig, sondern angenehm schnörkellos, fast schon eine leichte Eleganz ausstrahlend. Die Tischplatten aus abgeschliffenem Holz, keine Tischdecken, nur kleine Deckchen in der Mitte, auf denen die Getränkekarte und Salz- und Pfefferstreuer ihren Platz finden.
Wir machen es uns an einem zentral gelegenen Tischchen gemütlich, haben freien Blick auf die Theke, hinter der sich ein ansehnliches Gebirge von hellen Bierkrügen auftürmt. Die nette junge Bedienung bringt uns die Speisekarte, und als erstes fällt mir ins Auge, dass man hier eine Bierprobe bestellen kann – 100 ml von jeder der drei Standard-Biersorten. Ungewöhnlich für eine alteingesessene Oberpfälzer Wirtschaft. Die Entscheidung steht schnell: Bitte zweimal diese Probe.
die Bierprobe in TeKu-Gläsern
Wir machen große Augen, als die Bierprobe in edlen Verkostungsgläsern, TeKu-Bechern, serviert wird und wir dazu ein kleines Informationsblättchen erhalten, auf dem die drei Biersorten im Detail beschrieben sind und zu jeder eine kleine Geschichte erzählt wird. Das hätten wir so jetzt nicht gedacht. Auf geht’s also, wir verkosten:
Das Urhell ist ein süßliches, nur sehr schwach gehopftes Lager, schön süffig, nicht zu mastig, aber dennoch ob seiner Süße rasch sättigend. Läuft zunächst gut den Gaumen entlang, aber nach einem halben Liter, spätestens nach einem ganzen wäre es dann doch genug. Das Alt-Amberger Hefeweizen zeigt ebenfalls eine hohe Restsüße. Gepaart mit dem fruchtigen Aroma ein schönes Sommerbier, ein Bier für den großen, erfrischenden Schluck. Eher nicht für die Verkostung in homöopathischen Dosen gedacht. Und schließlich der Zoigl. Eine kräftige, dunkle Farbe, ein kerniger Geschmack. Nicht allzu hoch gespundet. Ein selbstbewusst auftretendes Bier mit Ecken und Kanten. Und gerade deshalb ganz ausgezeichnet. Sehr schön. Davon könnte man gerne mehr …
Halt, nein, denn da wäre ja noch der Doppelbock. Den gebe es aber im Steinkrug, nicht im Probierglas, meint die junge Dame, aber das würde sich lohnen. Der sei nämlich seeehr gut!
der Doppelbock sei seeehr gut, sagt die Bedienung
Wir lassen uns nicht lange bitte und bestellen zwei Steinkrüge. Und in der Tat. Süß und schwer, kräftig malzig, wuchtig – ein tolles Bier. Die Malzsüße sehr präsent, aber nicht aufdringlich und klebrig. Der Körper spürbar, die Kraft deutlich, aber kein alkoholisch-spritiges Aroma. So, wie ein Doppelbock sein muss.
Wir bestellen eine Brotzeit dazu und werden gewarnt. Eine Portion würde bestimmt langen, sie würde einen zweiten Teller bringen, meint unsere junge Dame und behält recht. Ein gewaltiges Holzbrett mit Wurst, Käse, Schinken, Schmalz, Obatztem, Zwiebeln, Gurken, und dazu jede Menge leckeres Bauernbrot. Das reicht locker für zwei, stelle ich fest, sehe mich aber verstohlen um und sehe schon den einen oder anderen Gast, der diese Portion wohl auch alleine essen würde. Und es angesichts seines Leibesumfangs wohl auch regelmäßig tut. Ohne Konjunktiv …
nur eine kleine Brotzeit …
Herrlich. Die Oberpfalz so, wie sie sein soll. Deftiges Essen, ein hervorragendes Doppelbock dazu – Herz, was willst Du mehr.
Und so spannt der Hosenbund ein wenig, als wir wieder draußen auf der Straße stehen. Frische kühle Luft, die tut jetzt gut, und vielleicht noch ein paar Schritte durch die jetzt totenstille Altstadt, langsam zurück zum Hotel. Schön war’s.
Der Winkler BräuWirt in der Unteren Nabburger Straße 34, etwa hundert Meter von der Brauerei Winkler GmbH & CO. KG entfernt, ist täglich ab 11:00 Uhr geöffnet; montags nur abends; dienstags ist Ruhetag. Vom Bahnhof Amberg aus ist es ein Fußweg von etwa einer gemütlichen Viertelstunde.
Winkler BräuWirt
Obere Nabburger Straße 34
92 224 Amberg
Bayern
Deutschland
Die Brauerei Winkler GmbH & CO. KG ist seit 1913 in Familienbesitz und ging aus der alten Amberger Kommunbrauerei hervor. Die kleine Regionalbrauerei liegt in der Amberger Altstadt, und produziert neben klassischen Lagerbieren auch das Alt-Amberger Hefeweizen sowie die Biere der 1994 leider geschlossenen Schießl-Brauerei. Anlässlich ihres hundertjährigen Bestehens hat sie einen Bierclub gegründet, dessen Mitgliedschaft einen jährlichen Kasten Haustrunk sowie einige Ermäßigungen bei Brauereifesten und Brauereibesichtigungen beinhaltet. Eine nette Idee, die regionalen Kunden an sich zu binden.
Brauerei Winkler GmbH & CO. KG
Schanzgäßchen 6
92 224 Amberg
Bayern
Deutschland
Be the first to comment