Anbei was Flüssiges für Dich!
Ein Verkostungspaket aus Rödermark

„Hallo, Volker, anbei was Flüssiges für Dich! Lass es Dir schmecken. Ich hoffe, da sind ein paar Neue für Dich dabei“, lese ich.

Wenn der „Beipackzettel“ sich so liest, dann werde ich aber ganz besonders neugierig. Vorsichtig klappe ich den Kartondeckel hoch und finde zwölf verschiedene Flaschen Bier. Sorgfältig und bruchsicher verpackt, und neben dem „Beipackzettel“ noch mit einer Visitenkarte in Form eines Bierdeckels versehen.

Was für eine geniale Idee: Entweder man ist Bierdeckelsammler (bin ich natürlich nicht) und hebt den Bierdeckel als Ganzes auf, oder es geht einem nur um die Kontaktdaten, und dann drückt man die Visitenkarte aus der Perforation im Inneren des Bierdeckels. Klasse!

spannende zwölf Biere

Aber noch viel spannender sind eben die zwölf Biere, und da gibt es mal wieder eine beeindruckend lange Liste von

Verkostungsnotizen

Brauerei Ponäly – s’Biär vo disnä Chäibä – dr Belgier; Rheingauer Gutsbräu – Honig-Rauch-Bier; Knust-Braumanufaktur – Strand Lager; Knust-Braumanufaktur – Insel Pale Ale; Ostermann Braumanufaktur – Keller-Pils naturtrüb; Knust-Braumanufaktur – Sunset Ale

Brauerei Ponäly – s’Biär vo disnä Chäibä – dr Belgier (5,4%)

Die Brauerei Ponäly ist in Sarnen, südlich von Luzern, beheimatet, und man braut dort auf einer kleinen Brewiks-Anlage. Das Etikett wirkt liebevoll simpel, zunächst habe ich gedacht, ein Hobbybrauer-Bier vor mir zu haben. Das Bier nennt sich „dr Belgier“ und wird von der Brauerei wie folgt beschrieben: „Belgisches Blond Ale – dr Belgier kommt von Belgien (wer hätte es gedacht) und peift auf das sogenannte ‚deutsche Reinheitsgebot‘. Mit seinen Gewürzen (Orangenschalen und Koriander) im Gepäck kreiert ein fruchtiges, aromatisches Bier. Sehr bekömmlich. IBU: 24, EBC: 8“

Mittelgelb, kräftig und gleichmäßig trüb, nur eine hauchdünne Schaumschicht – optisch begeistert mich das Bier jetzt noch nicht so sehr. Der Duft ist fruchtig, estrig, ein bisschen von warm vergorener Hefe geprägt, aber frei von höheren Alkoholen, spritigen Noten oder phenolischem Charakter. Durchaus sympathisch wirkend. Mal sehen, wie er sich entwickelt, wenn das Bier gleich ein bisschen wärmer wird. Der Antrunk ist weich und leitet über zu einem sehr estrig-fruchtigen Erlebnis auf der Zunge. Eine deutlich spürbare, aber nicht klebrige Restsüße spüre ich, ebenso eine feine, zurückhaltende Herbe, und über diesem Fundament entwickeln sich viele, viele Fruchtaromen. Pfirsich und Aprikose fallen mir als erstes auf, gefolgt von gelben Stachelbeeren und den geliebten weißen Kirschen aus meiner Kindheit, aber auch zitronigem Koriander. Zunächst wirkt es wie ein Wit. Dahinter kommen dann aber ein paar phenolische Noten, die die Süße der Fruchtester ausgleichen und dem Bier einen schönen, eigenwilligen Charakter verleihen. Es nähert sich damit fast schon an ein klassisches Saison an. Auch der Schluck unterstreicht diesen Eindruck jetzt: Eine leicht ungestüme Note charakterisiert den Abgang und bringt die Herbe etwas stärker zur Geltung. Sehr schön komponiert: Erst Fruchtbonbon und dann, bevor es zu klebrig oder sättigend wirkt, phenolische Herbe. Sehr gelungen!

Rheingauer Gutsbräu – Honig-Rauch-Bier (7,0%)

Rheingauer Gutsbräu? Das sagt mir leider noch gar nichts. Schnell ist die Brauerei gegoogelt, und schon finde ich ein paar Informationen: Im Rheingau, noch auf hessischer Seite der Grenze, liegt sie, und zwar im Lorcher Ortsteil Ransel. Oliver Kraus hat hier vor wenigen Jahren die kleine Brauerei gegründet und fokussiert sich auf zwei Sorten Schiefer-Bier (hell und dunkel) und auf ein Premium-Barbeque-Bier, das Honig-Rauch-Bier. Eine Aromatik, die beim Grillen sehr beliebt ist – warum soll sie sich nicht auch im beim Grillen getrunkenen Bier wiederfinden?

Die kräftige Kupferfarbe gefällt gut und wird ergänzt durch eine leichte Trübung und eine schön kremige, feinporige und leicht eierschalenfarbene Schaumschicht, die zwar nicht beeindruckend dick ist, aber schön lange hält. Der Duft erfüllt zunächst die Erwartungen, die das Etikett schürt: Honig und Rauch. Der Honig wirkt weich und kremig, recht mild, und der Rauch ist zurückhaltend, nur leicht und an sauber verschwelendes Holz erinnernd. Der Antrunk weist eine leichte Schärfe auf, die aber rasch abklingt. Auf der Zunge macht sich dann eher ein kremiger Eindruck breit. Der Rauch wird etwas herzhafter, ein bisschen rauer, bleibt aber insgesamt zurückhaltend – bei weitem nicht so dominierend wie beispielsweise in den klassischen Bamberger Rauchbieren aus dem Hause Schlenkerla. Neben den Rauchnoten kommt der Honig retronasal nicht so richtig zur Geltung. Ich spüre ihn, ich identifiziere ihn, aber er entwickelt keine Eigenständigkeit, sondern wirkt stets wie eine Dreingabe zum Rauch. Durchaus angenehm. Nach dem Schluck klingen die sensorischen Empfindungen nacheinander ab. Zunächst verschwindet der Honig, dann der Rauch, und ganz zum Schluss erst die mittlerweile recht gut spürbare Bittere. Ein durchaus komplexes Aromenerlebnis.

Knust-Braumanufaktur – Strand Lager (4,5%)

Ich schaue nachdenklich auf die Flasche. Was für eine merkwürdige Etikettengestaltung. Brauerei- und Biername sind gekippt, aber um viel mehr als 90° gegen den Uhrzeigersinn, so dass sie schon ein bisschen auf dem Kopf stehen. Dann ist das Etikett voller Sprüche, so dass ich erst sortieren muss, was nur Werbesprüche sind, und was der eigentliche Biername. „Strand Lager“ ist wohl der Name. „Reif von der Insel“? „Dat löppt“? Beides wohl nur Sprücheklopferei. Der Name „Knust“ lässt mich ein Brotbier vermuten, gebraut mit übriggebliebenen Endstücken vom Brot, dem ist aber nicht so. Warum dann Knust? Ich weiß es nicht. Was ich auch nicht weiß, ist, ob das Bier überhaupt auf der Insel Fehmarn gebraut worden ist, denn die Formulierungen sind alle etwas mehrdeutig, und über der Adresse der Knust-Braumanufaktur steht lediglich „Vertrieb“, und nicht „gebraut durch“ oder etwas ähnlich Eindeutiges. Eigentlich ein starker Hinweis auf eine Biermarke ohne eigenes Sudwerk. Ich werde das alles später mal googeln. Jetzt wird erst verkostet!

Das Bier hat eine kräftige, goldgelbe Farbe und ist ganz leicht opalisierend, vermutlich also nicht gefiltert, sondern nur lange und kalt gelagert. Der Schaum ist schön weiß und hält sich eine ganze Weile. Der Duft offenbart neben ein paar dezenten, klassisch-blumigen Hopfennoten auch ein paar estrige Akzente, die ein bisschen in Richtung Gummibärchen gehen, aber auch ganz schwach an Lösungsmittel erinnern. Der spritzige Antrunk erfrischt; er ist nicht sprudelig-bizzelig, sondern die Kohlensäure ist schön eingebunden. Auf der Zunge gibt sich das Bier eher süßlich, von Hopfenbittere ist kaum etwas zu spüren. Auf dieser Basis-Süße tänzeln retronasal dann wieder die estrigen Aromen ein Ringelreihen, dabei spüre ich aber auch ein merkwürdiges Reife-Rote-Äpfel-Aroma (könnte das Äthylhexanoat sein?) und ein bisschen den Geruch von alten Holzmöbeln, die lange in ungelüfteten Räumen gestanden haben. Nach dem Schluck setzen sich diese Aromen-Einrücke stetig fort; langsam klingen sie ab, bleiben nicht übermäßig lange haften. Was ich vermisse, ist eine wie auch immer geartete Hopfenherbe – da kommt merkwürdigerweise fast nichts.

Knust-Braumanufaktur – Insel Pale Ale (5,0%)

Und gleich noch ein Bier von der Insel. Jetzt weiß ich ja schon, wie’s geht: Der Biername ist „Insel Pale Ale“, und die Sprücheklopperei liefert „Mach mal sutsche“ und „Reif von der Insel“. Alles klar also! Und ich habe mittlerweile auch gegoogelt und bin zu der Überzeugung gekommen, dass die Knust-Braumanufaktur wohl doch eigene Braukessel auf der Insel Fehmarn stehen hat. Ist also mit dem Vermerk „Vertrieb“ wohl nur sehr unpfiffig formuliert.

Die Farbe ist schön goldgelb, das Bier fast klar – nur eine dezente opalisierende Trübung weist darauf hin, dass das Bier nicht gefiltert ist. Der weiße Schaum hält sich mengenmäßig etwas zurück, hält zum Ausgleich aber recht lang. Der Duft ist dezent zurückhaltend – ein paar heuartige, ganz leicht kräuterige Hopfenaromen rieche ich. Der Antrunk ist weich, der Körper relativ schlank, aber noch nicht trocken, und die Hopfenbittere, die ich an den Zungenrändern spüre, mittelstark ausgeprägt. Leichte Fruchtaromen ergänzen die Heunoten und bringen ein bisschen Spiel auf die Zunge. Der Schluck ist dann eher unauffällig; die Herbe am Gaumen mittelstark ausgeprägt. Ein in seiner Aromatik eher zurückhaltendes Pale Ale, das mir daher als Einsteigerbier für den Noch-Nicht-Kreativbiertrinker als gut geeignet erscheint.

Ostermann Braumanufaktur – Keller-Pils naturtrüb (5,0%)

Von 1863 bis 1920 gab es in Schwerte die Brauerei Ostermann, hervorgegangen aus einer Brauerei Uffelmann. Hundert Jahre später greift die Marke Ostermann Braumanufaktur diese Tradition wieder auf. Vor mir steht ein Keller-Pils dieser Marke – es trägt die Jahreszahlen 1863, 1920 und 2020 und wurde gebraut im Brauatelier Oelde, das Teil von Pott’s gläserner Erlebnisbrauerei ist.

Die Farbe ist kräftig gelb, die Trübung ebenfalls kräftig; der Schaum ist schneeweiß, entwickelt sich sehr ordentlich und hält auch sehr lange. Der Duft ist hopfig-herb und lässt auf ein recht bitteres, sehr hopfenbetontes Bier schließen. Der frische, leicht spritzige Antrunk und der erste Eindruck auf der Zunge bestätigen diese Vermutung: Eine sehr kräftige Bittere macht sich deutlich bemerkbar. In Kombination mit dem knochentrockenen, hochvergorenen Gesamteindruck ohne jegliche Restsüße präsentiert sich das Bier sehr kernig. Die Aromatik ist sehr zurückhaltend, ein paar kräuterige Noten nur, ansonsten überwiegt die saubere Bittere. Auch nach dem Schluck: Viel Bittere, wenig Aromen. Da die Bittere aber blitzsauber bleibt, keine Ecken und Kanten entwickelt und auch nicht kratzig wird, bleibt das Bier trotzdem hervorragend trinkbar. Ein Bier für klassische Hopfenköpfe, denen es nicht herb genug werden kann und die keine Lust auf irgendwelche Tropenfrucht-Fisimatenten haben.

Knust-Braumanufaktur – Sunset Ale (5,5%)

Bier Nummer 3 von der Insel – diesmal ein (natürlich wieder fast auf dem Kopf stehendes …) Sunset Ale der Knust-Braumanufaktur, garniert mit dem Spruch „‘n büschen Sonne tanken“.

Das Bier ist kupferfarben und zeichnet sich durch eine intensive, gleichmäßige Trübung aus. Der Schaum ist leicht cremefarbig, entwickelt sich reichlich und ist bombenstabil. Der Duft bietet mir intensive und wienerische Malznoten, ein bisschen ins Brotige gehend, ein bisschen melanoidinig, eher an ein Wiener Lager erinnernd als an ein Ale. Dahinter finde ich aber auch ein paar herbe Noten mit einem leicht erdigen Charakter. Der Antrunk ist jetzt eher typisch für ein Ale. Nicht zu stark gespundet und deutlich herb. Auf der Zunge entfalten sich sowohl ein leichter Malzkörper als auch eine recht intensive Bittere, letztere wird retronasal von herben Zitrusschalenaromen begleitet. Nach dem Schluck setzen sich diese Eindrücke fort – ein bisschen Malz, recht viel Hopfenbittere, ein paar herbe Zitrusschalen. Begleitet allerdings auch von dem schon genannten erdigen Charakter.

SåлTō – Pale Ale; Hausbräu unbekannter Herkunft; Knust-Braumanufaktur – Pils; Knust-Braumanufaktur – Brown Ale; Hohenfelder Privatbrauerei – Dunkel; Rheingauer Gutsbräu – Rheingauer Schieferbier – Das Dunkle

SåлTō – Pale Ale (5,7%)

Ein serbisches Bier? Das hatte ich lange nicht mehr! Aus der Pivara Salto in Belgrad kommt dieses Bier, und neben dem Brauen scheinen die Menschen hinter dieser Brauerei auch viel Spaß an der grafischen Gestaltung zu haben. Die Website ist eine Augenweide, und der mit diakritischen Zeichen aus unterschiedlichen Sprachen spielend verfremdete Brauereiname SåлTō unterstreicht dies ebenfalls – und ergänzt gleichzeitig eine ungeschriebene Botschaft der grenzüberschreitend vielfältigen Multinationalität. Wie schön. – Bei dem Bier handelt es sich um ein „osvežavajući svetli ejl tropskih nota“, also ein erfrischendes Ale mit tropischen Noten.

Seine goldgelbe Farbe (mit leichter Trübung) und die üppige, feste, schneeweiße und ewig lange haltbare Schaumkrone zeichnen dieses Bier optisch schon mal aus. Der für diesen Bierstil fast schon klassische Duft als Mischung aus Pampelmusenschale, Ananas, etwas Mango und etwas Mandarinenschale ist fruchtig leicht, wirkt aber durch die leicht herben Noten nicht zu verspielt. Der Antrunk ist recht weich und leitet unmittelbar über zu einer kräftigen Herbe auf der Zunge, die durch einen zurückhaltenden, aber dennoch die Balance aufnehmenden und nur leicht süßen Malzkörper ergänzt wird. Die darüber schwebenden Fruchtakzente entwickeln retronasal zusätzlich zu den bereits genannten Aromanoten noch ein paar limonige Tupfer, die fast schon an Geschirrspülmittel oder zitroniges Duschgel erinnern. Der Abgang zeigt eine feste Herbe auf, die nach dem Schluck noch recht lange anhält, durchaus weich bleibt und einen leicht trockenen Gaumen erzeugt, der einerseits Lust auf den nächsten Schluck macht, andererseits aber auch eine gute Basis für die letzten Fruchtaromen bildet.

Hausbräu unbekannter Herkunft

Und dann war da noch … eine Flasche Hausbräu unbekannter Herkunft. Standard-Bügelflasche 0,5 l.

Das Bier präsentiert sich hervorragend: Eine leuchtende orangene Farbe, eine kräftige, aber schön gleichmäßige Trübung, ein leicht kremefarbener, kremiger und lange haltbarer Schaum. Ein Bilderbuchbier. Leider jedoch nur optisch. Der intensive Geruch nach verbranntem Gummi schreckt schon ab, der Geschmack bestätigt dies leider. Nur ein paar Tröpfchen auf der Zunge genügen. Sorry, aber leider untrinkbar. Schade!

Knust-Braumanufaktur – Pils (4,9%)

Oh je, beim Blick auf die Flasche Pils („ne Buddel Insel“) habe ich Mitleid mit den Brauern. Der Drucker für die Chargennummer und das Mindesthaltbarkeitsdatum war wohl schlecht justiert, am Rand des Etiketts fehlt ein Teil des Aufdrucks. In mühsamer Kleinarbeit hat ein fleißiges Arbeitsbienchen mit dem Kugelschreiber die Angaben ergänzt. Zwar hätten sich die Daten wohl aus dem Kontext erschlossen, aber sicher ist sicher. Ehe sich ein Spießer beklagt …

Dunkelgelb und nur leicht trüb. Passt. Der Schaum schneeweiß, lange haltbar, und er hinterlässt schöne Ringe beim Trinken. Passt auch. Klassisch hopfige Aromen mit heuartigen und ganz leicht grasigen Akzenten. Passt ebenfalls. Der Antrunk ist relativ weich, auf der Zunge gibt sich das Bier zwar pilsig herb, bleibt dabei aber zurückhaltend. Könnte vielleicht einen Hauch knackiger sein, ist aber trotzdem nicht schlecht. Die retronasalen Aromen sind, ähnlich wie schon im Duft, eher klassisch pilsig und werden lediglich durch einen feinen Tupfer Zitrusfrucht erfrischend aufgepeppt. Der Abgang nach dem Schluck ist dann sehr sauber, feinherb und ausgewogen, und eine leichte Trockenheit im Gaumen ermuntert, gleich noch einen weiteren Schluck zu nehmen. Fein!

Knust-Braumanufaktur – Brown Ale (5,0%)

Brown Ale – ein Bierstil, der in Deutschland nur selten gebraut wird, und der auch in England nicht mehr ganz so häufig anzutreffen ist, wie es früher einmal war. Warum ausgerechnet eine Brauerei auf der Ostseeinsel Fehmarn auf die Idee kommt, ein Brown Ale zu brauen? Ich weiß es nicht, finde es aber interessant und denke mir vor dem ersten Schluck voller Neugier genau das, was auch als Spruch auf dem Label steht: „Denn man tau!“

Das Bier ist dunkelbraun und sehr trüb, und es trägt eine feine, kremige und beigefarbene Schaumkrone, die zwar keine beeindruckenden Ausmaße annimmt, aber schön lange hält und von fein perlenden Kohlensäurebläschen lange genährt wird. Der Geruch ist dominiert von Kakaoaromen. Der Antrunk ist, die Kohlensäurebläschen ließen es schon ahnen, recht spritzig – eigentlich ein bisschen zu spritzig für diesen Bierstil. Die recht hohe Spundung unterstreicht einen feinen säuerlichen und erfrischenden Akzent, den dieses Bier auf die Zunge setzt. Er ist gepaart mit einer feinen Bittere und einer dezenten Restsüße sowie mit auch retronasal deutlich werdenden Kakaoaromen. So ganz stiltypisch ist die feine Säure nicht, und ich bin mir nicht sicher, ob sie in dieser Form beabsichtigt ist. Wer säuerliche Noten in seinen Bieren goutiert, mag daran aber durchaus Gefallen finden. Der Abgang bringt die Bittere ein bisschen mehr nach vorne. Sie wird noch lange nicht deftig, aber doch deutlicher, und sie bleibt auch nach dem Schluck noch ein Weilchen haften.

Hohenfelder Privatbrauerei – Dunkel (4,7%)

„Die Zukunft lebt in Westfalen.“ Das zumindest behauptet die Hohenfelder Privatbrauerei auf ihrer Website. Ob man solche Sprüche mögen muss? Ich weiß nicht, aber besser als das gruselige „The Länd“, womit Baden-Württemberg jetzt glaubt, prunken zu müssen, ist es allemal. Ob das Dunkle aus der Brauerei diesen Claim einlösen und auf die Zukunft verweisen kann? Ich probiere es einfach mal!

Das Bier ist kräftig kupferfarben und glanzfein. Der sehr feinporige, kremige und leicht beigefarbene Schaum bildet zwar nur eine dünne Schicht aus, die ist aber recht lange haltbar. Der Duft ist kräftig karamellig; in dieser Ausprägung recht ungewöhnlich. Der Antrunk kontrastiert dazu und präsentiert zunächst eine feine, pfeffrige Schärfe. Auf der Zunge zeigt sich aber ein leicht süßlicher Malzkörper, dem retronasal wieder intensive Karamellnoten entspringen. Erst im Abgang gesellt sich eine feine Hopfenherbe hinzu, nimmt der Karamellsüße ihre dezente, zuckrige Klebrigkeit und sorgt dafür, dass das Bier in feiner Balance und Harmonie ausklingt.

Rheingauer Gutsbräu – Rheingauer Schieferbier – Das Dunkle (5,4%)

Nach dem Honig-Rauch-Bier vor einigen Tagen nun ein weiteres Bier aus der kleinen Brauerei aus Ransel in Hessen – das Rheingauer Schieferbier. Unter diesem Namen produziert die Brauerei sowohl ein Helles als auch ein Dunkles. Hier jetzt also das Dunkle.

Das Bier ist ganz dunkelbraun und kräftig trüb; die dünne, aber dann doch recht lange haltbare Schaumschicht ist beigefarben. Der Duft ist deutlich röstig, dahinter verbirgt sich ein feines Karamellaroma und eine leicht phenolische Note. Der Antrunk ist eher weich, auf der Zunge präsentiert das Bier dann einen leicht süßlichen Malzkörper mit kräftigen Bitternoten, die, so scheint es, aus drei verschiedenen Quellen kommen: Hopfen, Röstmalz und Hefe. Insbesondere die etwas phenolischen Aromen im Hintergrund, die auch retronasal durchaus gut zu identifizieren sind, deuten auf ein kräftiges Mitwirken der Hefe hin. Nach dem Schluck verstetigt sich dieser Eindruck. Kräftig deftig die Bittere, ein bisschen adstringierend und die Schleimhäute im hinteren Bereich der Zunge und im Rachen belegend. Vielleicht auch ein bisschen oxidiert?

Auspacken und Verkostung

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