Schwarzbierhandel?
Oder Bierschwarzhandel?

Die Tücken der deutschen Komposita …

Wir stellen unser Auto auf einen Parkplatz eines Einkaufszentrums in Dornbirn. Wir schauen nach links und nach rechts, und nach einem Moment kommt ein unauffälliger Kleinwagen angerollt und stellt sich neben unser Fahrzeug. Ein bärtiger junger Mann steigt aus, schaut ebenfalls nach links und nach rechts, und dann gehen nahezu synchron die Kofferraumklappen auf. Pakete werden ausgetauscht, die Kofferraumklappen wieder geschlossen, und wenige Augenblicke später verlassen beide Autos den Parkplatz schon wieder und fahren in unterschiedliche Richtungen davon.

Ob irgendeiner der Kunden des Supermarkts diesen Tauschhandel beobachtet hat?

Was klingt wie der Beginn eines Drehbuchs zu einem Tatort-Krimi, ist jedoch nichts anderes als ein ganz harmloser Biertausch:

Eine ganze Weile schon hatte ich leckere Biere für meinen lieben Bierfreund, den Biersommelier Dominik gesammelt, aber angesichts der hohen Preise für den Auslandsversand selbst eines kleinen Pakets habe ich lieber abgewartet, bis wir heute anlässlich der 1. Thurgauer Bierzugfahrt an Dornbirn vorbeifahren und ich das Paket persönlich übergeben kann. Wenn auch unter gewissem Zeitdruck.

Klar war von Anfang an, dass Dominik sich nicht lumpen lässt und im Gegenzug nicht mit leeren Händen kommen wird. Und so tauschen wir in der Tat wie in einem schlechten Krimi rasch zwei Pakete aus, bevor wir unsere Reise fortsetzen.

blitzschnell sind die Pakete ausgetauscht

„Das war ja jetzt fast so eine Art Bierschwarzhandel“, ulkt meine holde Ehefrau, als wir wieder im Auto sitzen, und fügt hinzu: „Oder doch eher ein Schwarzbierhandel?“ Nein, Schwarzbier war’s keins, aber ein Schwarzhandel war es natürlich auch nicht. Aber ein großer Spaß war’s, und auch das Sinnieren über „Bierschwarzhandel versus Schwarzbierhandel“ ist für uns ein großer Spaß und lässt uns noch lange über die Tücken der deutschen Komposita lächeln …

Erst nach unserer Rückkehr von der Bierzugfahrt packen wir Dominiks Paket aus und machen große Augen: Eine 0,75er Flasche Perlage aus dem Stiegl-Gut Wildshut – ein fast schon sektähnliches Bier, das mit Champagnerhefe gereift und über viele Monate in der Flasche ausgebaut wird. Eine Flasche für einen besonderen Anlass!

Verkostungsnotizen

Stiegl-Gut Wildshut – Bio Perlage – Brut de Bière – Ernte 2021 (8,0%)

Das Bier hat eine hellgelbe Farbe sowie eine ganz zarte, kaum wahrnehmbare Trübung und trägt einen feinen, schneeweißen Schaum, der von endlosen Kohlensäureperlenschnüren ewig lang genährt wird.

Die Nase erschnuppert eine weinige, herbe, dezent säuerliche Note mit Aromen von weißen Trauben, grünen Stachelbeeren und weißen Johannisbeeren.

Dem spritzigen und frischen Antrunk folgt ein trockener Eindruck auf der Zunge, ein feines Bizzeln, ein Hauch von Säure, und retronasal erneut die Aromen von weißen Johannisbeeren und grünen Stachelbeeren. Erst nach dem Schluck kommen ganz feine bierige Aromenkomponenten hervor – eine zarte Hopfenherbe und ein ganz vorsichtiger, biskuitartiger Hauch, der auf das Malz hindeutet.

Herrlich!

Ich bin fest davon überzeugt, dass man dieses Bier einem Nicht-Sensoriker problemlos als Schaumwein kredenzen könnte, ohne dass er das merkt.

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