[Blick zurück auf Anfang Juni 2025]
Zehn Jahre gibt es das KommproBier nun schon – einen der besten Bierläden Deutschlands. Wenn es nicht gar DER beste ist! Und nicht nur Bier kaufen kann man dort, nein, man kann es auch vor Ort trinken, man kann an den Tagen der offenen Flasche zünftig abfeiern, man kann fachsimpeln, alte Freunde treffen, neue Freunde finden, Livemusik genießen und an allen möglichen anderen Veranstaltungen mit und rund ums Bier teilnehmen. Ein echtes Biererlebniszentrum ist das inzwischen geworden.
Klar, dass sich Uli und Helmut Heine nicht haben lumpen lassen, als es um die Zehn-Jahres-Feier ging. Sogar ein eigenes Bier wurde zu diesem Anlass eingebraut.
Und ich?
Ich war nicht dabei. Ich saß zur selben Zeit in der Jury der Austrian Beer Challenge. Auch nicht schlecht, überhaupt nicht, und vor allem für meine zweite Karriere als Spätberufener wichtig. Ach, man kann sich nicht zweiteilen …

Um so schöner die Überraschung heute, als ein Probierpaket eintrifft – mit zwei Flaschen des KommproBier Callista Hellem. Gebraut bei Hoppebräu in Waakirchen, aber handgehopft von Uli und Helmut persönlich. Sooo schön! Und als Dreingabe sogar noch eine Flasche Selbstgebrautes aus Australien. Harald Walt, der mich schon einmal ein Bier seiner häuslichen Produktion hat verkosten lassen (und die Flasche dafür extra einmal um den Globus expediert hatte), hat mir erneut eine Flasche zukommen lassen. Mittlerweile unter dem Label Stealth Mode Brewing. Rund 20.000 Kilometer Anreise (plus nochmal 700 von Langenargen bis Wunstorf) hat die Flasche hinter sich.
Ich freue mich auf die Verkostung wie ein kleines Kind, und selbstverständlich gibt es zu diesen beiden Bieren auch wieder ausführliche …
Verkostungsnotizen
Hoppebräu x KommproBier – Callista Helles Unfiltriert (4,9%)
Unfiltriert? Ha, ich muss schon drei Mal hinschauen, um ein leichtes Opalisieren zu sehen. Da habe ich wohl zu vorsichtig eingeschenkt, das ist ja fast ganz klar! Hellgelb ist es auch, und es entwickelt einen üppigen, kremigen, schneeweißen und bombenfesten Schaum. Klasse!
Der Duft ist für ein Helles ein bisschen untypisch, aber deswegen trotzdem toll: Fein hopfig mit Aromen, die an säuerliche, frische Früchte erinnern, Stachelbeeren, Quitten, weiße Johannisbeeren. Dahinter ein ganz leicht heuartiges, fast schon kräuteriges Aroma.
Der Antrunk ist spritzig, ganz leicht kohlensäurescharf, dann wird’s auf der Zunge malzig. Aber nicht süßlich malzig, sondern knochentrocken, mit feinen Keksteigaromen. Die werden aber auch von einer schönen Hopfenbittere begleitet, auch nicht so hundertprozentig stiltypisch. Retronasal spüre ich erneut die frischen Früchte, jetzt fast ohne Kräuter im Hintergrund, und nach dem Schluck wird die Schleimhaut am Gaumen und im Rachen angenehm trocken. Lust auf den nächsten Schluck, ohne dass eine raue oder nachhängende Bittere dafür notwendig wäre.
Ein bisschen kantiger, ein bisschen rauer als ein klassisches Helles, aber was soll’s? Ich pfeife auf die klassischen Stilbeschreibungen, genieße lieber ein ganz vorzügliches Bier, das hervorragend durchtrinkbar ist. Jeder Schluck macht Lust auf den nächsten und vermittelt mir das Gefühl, problemlos zwei, drei, vier Halbe davon trinken zu können. Bei gutem Wetter und zum guten Essen auch mehr …
Stealth Mode Brewing – Weizenbock (7,5%)
Das Bier hat eine dunkelbraune Farbe und ist kräftig hefetrüb. Die Spundung lässt zu wünschen übrig, und konsequenterweise bildet sich kaum Schaum aus. Entweder ist der Bügelverschluss nicht hundertprozentig dicht gewesen oder der zehntausende Kilometer lange Transport hat dem Bier nicht gut getan.
Der Duft ist estrig-fruchtig mit ein paar dumpfen Hefenoten im Hintergrund.
Der Antrunk ist süßlich, auf der Zunge spüre ich sofort relativ viel Restsüße und wenig Hopfen. Retronasal erneut das hefige Aroma, dem die Frische fehlt. Die Fruchtnoten sind jetzt eher im Hintergrund. Die Süße bleibt auf den Schleimhäuten haften, das Bier wird fast ein bisschen klebrig, zumal es an Hopfenherbe fehlt, die das ausgleichen könnte.
Jetzt wirkt es eher, als sei die Hefe eingeschlafen, bevor sie das Überangebot an Zucker hat verstoffwechseln können.
Das Bier ist trinkbar, aber es fühlt sich so an, als hätte es leichte Gärungsprobleme gehabt.

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