Toer de Geuze
4. bis 5. Mai 2019

Reklame?*

Lambik und Geuze, zwei Bierspezialitäten in einem. Spontan vergorene Biere, mit überaltertem Hopfen eingebraut, jahrelang unter Bedingungen gelagert, die jedem Pilsbrauer die Haare zu Berge stehen lassen. Als Resultat erhält man ein komplett ausgegorenes Bier, knochentrocken, ohne jede Restsüße und vollkommen still. Keine Kohlensäure, kein Schaum, nichts. Lambik. Gewöhnungsbedürftig. Versetzt man dieses Bier mit frischer Bierwürze oder jungem Lambik oder mazeriert man es mit Früchten, bevorzugt mit Krieken, also belgischen Sauerkirschen, so erhält man Geuze. Säuerlich, leicht sprudelig, je nach Sorte und Brauerei auch süßlich oder fruchtig oder beides.

Ihren Ursprung haben diese seltsamen Biere in der Region südlich und westlich von Brüssel, im Senne-Tal und im Pajottenland. Winzige Brauereien produzieren dort auf uralten Gerätschaften diese Biere, werkeln still im Verborgenen und lassen ihre Produkte jahrelang lagern, bevor sie sich damit auf den Markt wagen. Aber ach, was heißt schon Markt – viele diese Biere sind eigentlich nur in der Region selbst erhältlich. Zu aufwändig ist die Herstellung, zu gering die Mengen, zu groß die Nachfrage, als dass man im heimischen Getränkemarkt irgendwo in Deutschland den Marktleiter einfach mal bitten könnte, ein paar Flaschen mitzubestellen.

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Brouwerij Oud Beersel

Auch ein Besuch vor Ort ist manchmal nicht möglich – nicht alle Lambik-Brauer und Geuze-Steker haben Lust, sich Tag für Tag den Bierfanatikern zu stellen, die am liebsten durch alle Keller kriechen und überall ihre Nase hineinstecken würden. Wann soll denn dann noch gebraut, die Gärung überwacht, die Biere geblendet und das fertige Produkt schließlich abgefüllt werden?

Und so könnten die Lambiks und Geuzes ein großes Geheimnis bleiben, wenn nicht HORAL, der Hoge Raad voor Ambachtelijke Lambiekbieren (Hoher Rat für handwerkliche Lambikbiere), alle zwei Jahre jeweils in den ungeraden Kalenderjahren die Toer de Geuze organisieren würde, ein Tag der offenen Tür, an dem alle teilnehmenden Brauereien ihre Tore öffnen und die Besucher willkommen heißen.

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Brouwerij Boon

Seit 1997 findet diese Veranstaltung statt, zunächst im Herbst und nur einen Tag lang, mittlerweile im Frühjahr und auf zwei Tage, Sonnabend und Sonntag, ausgedehnt. Nicht alle Lambikbrauer nehmen teil, aber doch so viele, dass sich für den echten Liebhaber auch eine weite Anreise lohnt.

Zwei Tage lang können die Brauereien besucht, die Biere verkostet, die Keller und Sudhäuser erkundet werden, und in den Innenhöfen der Brauereien findet jeweils ein Ausschank statt, der durchaus Volksfestcharakter annehmen kann.

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Brouwerij De Troch

Da sich dabei die Nutzung des eigenen Autos von selbst verbietet (es sei denn, man hat im Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis einen wirklich zuverlässig abstinenten Führerscheininhaber) und auch das Fahrrad nur bedingt eine Alternative ist (das Wetter in Belgien ist üblicherweise viel zu wechselhaft, und nach drei Brauereien wird vielleicht auch das Fahrrad nicht mehr so richtig zuverlässig beherrscht), bietet HORAL während der Toer de Geuze einen Busservice an. Nach festem und sehr zuverlässig durchgesetztem Fahrplan fährt rund ein Dutzend Busse die Brauereien nach fixen Routen ab. Geschickt kombiniert können so innerhalb von zwei Tagen die wichtigsten Brauereien und das Lambik-Besucherzentrum abgeklappert werden. Aber wehe dem, der sich irgendwo festtrinkt und seinen Bus verpasst – er wird sich tief in der belgischen Provinz wiederfinden und nur mit Mühe und Not zurück in die Hauptstadt Brüssel finden…

Am 4. Mai 2019 organisierte #VisitFlanders, die Touristenorganisation für Flandern und Brüssel, mit einem privat gecharterten Bus eine Extratour, die mich an vier der teilnehmenden Brauereien entlangführte und mir die Gelegenheit gab, die verschiedenen Lambiks und Geuzes zu verkosten, zu vergleichen und auch viele Gespräche mit den Brauern und anderen Besuchern zu führen. Von der Brauerei Oud Beersel führte uns der Weg über die Braureien Boon und De Troch bis zu Timmermans, und so gewannen wir einen tiefen Einblick in die sehr unterschiedliche Historie der einzelnen Brauer, die sehr individuellen Herstellungsverfahren, die diversen Produkte und die Art und Weise, wie die Biere vermarktet werden. Nur vier von insgesamt neun Brauereien, aber doch ein repräsentativer Querschnitt dessen, was die Lambik- und Geuze-Kultur hier in der Region ausmacht.

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Brouwerij Timmermans

Nicht alle Lambik-Brauer der Region schließen sich der Toer de Geuze an – manchen ist es zu aufwändig, andere wiederum, wie Cantillon, bieten den Liebhabern ihrer Biere sowieso ganzjährig die Möglichkeit, die Brauerei zu besichtigen. Insofern lohnt es sich, sich vorher auf der HORAL-Website zu informieren, welche Brauereien teilnehmen und an welchem der beiden Tage sie auch wirklich geöffnet sind.

Im Mai 2021 dürfen wir uns hoffentlich auf die nächste Toer de Geuze freuen.

Die bisherigen Termine und teilnehmenden Brauer waren:

Impressionen

HORAL
Hoge Raad voor Ambachtelijke Lambiekbieren
H. Consciencestraat 2 bus 4
1600 Sint-Pieters-Leeuw
Belgien

* Reklame? Es gibt immer wieder Diskussionen, ob die Berichte in meinem Blog als Reklame verstanden werden können. Im Zweifelsfall sollte ein Blogbeitrag also entsprechend gekennzeichnet werden. Daher: Die Teilnahme an der Toer de Geuze wurde mir ermöglicht und gesponsort von #VisitFlanders, der Touristenorganisation für Flandern und Brüssel. Ich sage für diese einzigartige Gelegenheit herzlichen Dank.

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