Im ersten Moment stutzen wir. Bunt wehen die Fahnen der AWO, der Arbeiterwohlfahrt, vor dem Gebäude der angegebenen Adresse. Aber dann sehen wir, etwas kleiner und dezenter, die Schilder vom BierCafé West und wissen, dass wir hier doch richtig sind. Einmal rum um den Block, und dann nach dem Eingang nicht links in die Tagespflege, sondern rechts, ein paar Stufen runter, und schon stehen wir im Schankraum. Oder Restaurant. Oder Café. Oder Veranstaltungssaal. Oder Nachbarschaftstreff. Oder …
Ach, das BierCafé West ist alles in einem. Ein generationen- und kulturkreisübergreifender Treffpunkt, ein Restaurant mit italienischen, deutschen und türkischen Speisen, ein gemütliches Café, in dem gerade eine Geburtstagsfeier einer Seniorengruppe stattfindet. Ein Biergarten, in dem am letzten Septembertag ein paar Frischluftfanatiker die letzten Strahlen der Spätsommersonne genießen.
Und …
Eine Craftbierbar!
Mit zwanzig bespielten Hähnen und einem großen Kühlschrank mit Bierspezialitäten aus aller Welt. Sibeeria, die In-Brauerei aus Tschechien, sticht mir sofort ins Auge. Eine ganze Batterie verschiedener, bunter Bierdosen steht hier. Daneben eine hochprozentige Spezialität aus Berlin, der mehr als zwölfprozentige „Rosinenbomber“ von BRŁO. Meine Augen wandern hin und her und rauf und runter. Meine Hand zuckt schon und möchte zugreifen, aber … Wir haben doch erst Mittagszeit!

gemütliche Plätzchen gibt’s reichlich
So suchen wir uns ein gemütliches Plätzchen, nicht weit von der Theke, und dann gibt’s erstmal einen Kaffee. Also, nicht nur, für ein erstes kleines Bier ist dann doch schon die richtige Zeit, ganz egal, was ich eben vor dem Kühlschrank noch gedacht habe, und so scanne ich einmal das Angebot der zwanzig Fassbiere ab. Halt, nein, ab jetzt sind es nur noch neunzehn. Das Imperial Double New England Hazy India Pale Ale „Thick as Thieves” von Schwarze Rose ist gerade aus, ein neues Fass hängt noch nicht wieder dran.
Aber es wäre mir eh zu stark gewesen für diese Uhrzeit.
Stattdessen gibt’s das Aquisgrana von Straßenbräu aus Berlin, eine sehr schöne, röstige Interpretation eines Münchner Dunkel. Sehr aromatisch, trotzdem schön durchtrinkbar und mit 5,1% Alkohol auch nicht zu kräftig. Prima!
Rasch kommen wir mit Cüneyt, dem Chef, und Kevin, seinem Day-toDay-Manager, Auszubildenden und Mädchen für alles, ins Gespräch. Seit sieben Jahren gibt’s das BierCafé West schon, erfahren wir, und nach und nach hat es sich von zehn auf nunmehr zwanzig Zapfhähne hochgearbeitet. Plus feines Essen. Plus jede Menge Events. Plus eine gute Zusammenarbeit mit der Tagespflege der AWO direkt im gleichen Haus, gerade auf der anderen Seite des Korridors.

Craftbierbar & Tagespflege einträchtig im selben Gebäude
Und nicht nur Bier. „Ich bin mittlerweile auch Edelbrand-Sommelier“, erzählt Cüneyt. „Uff, da steige ich aus! Wenn ich damit auch noch anfangen würde, käme meine Leber in Schwierigkeiten“, lache ich. „Für mich ist das mit dem Bier schon viel zu viel Alkohol!“
„Obwohl … Spaß machen täte es schon“, füge ich noch augenzwinkernd hinzu, wechsle dann allerdings schnell das Thema. Führe mich besser nicht in Versuchung …
Schnell sind wir wieder beim Bier und bei der Szene rundrum. Wir sprechen über unsere Netzwerke, über das bierselig von Marcus Blank in Essen, über die Bieragentur DO von Ferdinand Laudage, über die Frohnhauser Sudwerkstatt von Peter van der Meer, über die Dortmunder Bergmann Brauerei, die ihren berühmten Kiosk gerade mal fünfhundert Meter von hier betreibt, über meine Reisen, über Verkostungen, über Beer-Food-Pairing und, und, und …
Apropos Beer and Food: Regt sich da nicht ein kleiner Hunger, und ist mein Bier nicht auch schon alle?
Jetzt gibt es einen Biertester. Fünf kleine Gläser, hier im Pott Stößchen genannt. Alle mit Bergmann-Branding, aber mit spannendem Inhalt:
- Finne Brauerei – Pils (5,1%)
- Blech.Brut – Mirror Mellow – NEIPA (6,8%)
- Blech.Brut – Lichtstrom – Hazy New England (6,5%)
- Finne Brauerei – Helles (4,9%)
- NBN – Girl from LIPA Nema – Sour IPA (5,6%)

fünf Fassbiere (von zwanzig)
Und dazu? „Lass uns mal die vegane Currywurst ausprobieren, und dazu noch Menemen, die türkische Eierpfanne“, schlage ich vor. Beides erweist sich als vorzüglich, und insbesondere die Currywurst überrascht mit ihrer festen, sehr angenehm bissigen Textur. Wer hätte das gedacht!
(Kleiner Einschub für meine Leser und für Fans von #soederfrisst: Es gibt auch „richtige“ Currywurst, Hähnchenschnitzel, Schweineschnitzel und, und, und … Keine Sorge! Wir wollten nur mal was anderes probieren!)
Tja, viel zu schnell ist alles aufgegessen. Viel zu schnell sind die fünf Bierproben wegprobiert. Viel zu früh starren wir auf den leeren Tisch, und viel zu früh fährt unser Zug wieder zurück Richtung Wunstorf. Schade! Läge das BierCafé West bei uns in der Nähe, wir würden uns als Stammgäste bewerben!
Schön hier!
Das BierCafé West ist dienstags bis freitags und sonntags ab 12:00 Uhr durchgehend geöffnet, sonnabends erst ab 14:00 Uhr – ein Anlaufpunkt vom Mittagessen über Nachmittagskaffee und Abendessen bis zum Absacker. Non-stop. Montags ist allerdings Ruhetag. Von der U-Bahn-Station Unionstraße (Linien 43 und 44) sind es drei Minuten zu Fuß, das Café liegt direkt am Nordrand des Westparks.
BierCafé West
Lange Straße 42
44 137 Dortmund
Nordrhein-Westfalen
Deutschland
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