Online-Verkostung
„Tag des deutschen Bieres“
Kraftpaule
Stuttgart
DEU

Gerade eben ist Thomas Langs auf eine Stunde angelegte Online-Lesung mit Bierverkostung und Musik zu Ende gegangen. Unterhaltsam war es, aber es gab zwischen 18:00 und 19:00 Uhr auch schon vier Biere im Speed-Tasting zu verkosten.

Nahtlos schließt sich jetzt in der gleichen Örtlichkeit, dem Kraftpaule in Stuttgart, eine große Verkostung zum Tag des deutschen Bieres an. Zehn weitere Biere warten auf mich, vorgestellt von zehn verschiedenen Bierexperten, aufgelockert mit Geschichten und Livemusik zwischendurch. Das wird noch ein langer Abend. Aber auch ein Abend, von dem ich weiß, dass ich nicht alle zehn Biere schaffen werde, sie nicht schaffen will. Im Resultat sind einige der nun folgenden Verkostungsnotizen (die ausschließlich von mir stammen, unabhängig von den Moderatorinnen und Moderatoren) erst in den Tagen nach der Veranstaltung entstanden. Systematische Nachbereitung – ein Hinterhertrinken, gewissermaßen.

Online-Verkostung „Tag des deutschen Bieres“

Thorsten Schwämmle vom Kraftpaule macht kurz nach sieben Uhr die Anmoderation und verkündet begeistert: „Wir werden unfassbar viel Bier trinken!“

Oh, ja, das glaube ich. Das glaube ich sogar sehr.

Gwasch

Um uns auf das erste Bier einzustimmen, spielt das Duo Gwasch auf. Zwei junge Leute, Franziska Glaser und Jens Schmelzle, die mit viel Spaß lustige Hits und Gassenhauer, gerne auch auf Zuruf beziehungsweise Vorschlag im Chat spielen. Und es geht los mit einem rund vierzig Jahre alten Hit – „Skandal im Sperrbezirk“ der Spider Murphy Gang. Die Boomer vor den Bildschirmen freuen sich.


Und dann folgt das Bier Nummer 1:
Bayerischer Bahnhof – Original Leipziger Gose (4,5%)
Moderator: Martin Dambach, Craftbiershop Feine Biere, Gärtringen

Martin Dambach

Das 4,5%ige Bier hat eine kräftig dunkelgelbe Farbe und ist leicht trüb. Trotz hoher Spundung bildet sich nur eine mäßige Schaumschicht, die schön schneeweiß strahlt, aber rasch in sich zusammenfällt. Die Nase erfasst leichte, dunkel getönte Zitrusnoten, die auf die zugesetzten Koriandersamen hindeuten, und eine feine Säure. Im Antrunk macht sich sofort die Säure bemerkbar, erfrischt und bizzelt fröhlich auf der Zunge. Unauffällig schiebt sich dann eine mineralische, leicht salzige Empfindung dazu – sehr dezent, aber doch so, dass ich schon zu diesem Zeitpunkt weiß, dass dieses Bier gut in der Lage ist, den Durst aufrechtzuerhalten. Nach dem Schluck werden Salz und Säure einerseits noch ein wenig dominanter, als ob die Zunge diese Geschmäcker erst sauber verarbeiten kann, wenn die Masse des Biers bereits im Rachen verschwunden ist. Bittere ist nahezu nicht zu spüren, aber die Zitrusnoten des Korianders bringen sich noch einmal retronasal in Erinnerung. Ein schön erfrischendes Sommerbier, von dem der Durst, je mehr man trinkt, immer größer wird.

Original Leipziger Gose

Es schließt sich eine spannende Diskussion an, bei der es unter anderem um Koriander als Zutat beim Kochen und im Bier geht: Die Welt teil sich offensichtlich in Koriander-Liebhaber und -Hasser.

Zwischenspiel von Gwasch: „Wir spielen jetzt die Lieder, die Ihr Euch gewünscht habt, und dann werdet Ihr Euch wünschen, dass Ihr Euch nichts gewünscht hättet …“ Und es folgt „Cordula Grün“ von Josh..


Bier Nummer 2:
Uerige Obergärige Hausbrauerei – Alt (4,7%)
Moderator: Conrad Seidl, Bierpapst, Wien

Conrad Seidl

Funkelnd und blank strahlt das 4,7%ige Bier in einem sonnenuntergangsfarbenen Kupferton, darüber eine üppige und dicke Haube festen, kremigen und leicht beigefarbenen Schaums. Feine Röstaromen schweben darüber. Der Antrunk ist für einen kurzen Moment süßlich, aber dann offenbart sich ein kompakter, kerniger Körper, der durch die angesichts des Schaumgebirges überraschend zurückhaltende Spundung angenehm und rund wirkt. Ein paar Röstaromen und ein Hauch Karamell wiegen den Gaumen in Sicherheit, aber dann kommt der Schluck: Knackig und wuchtig schlägt der Hopfen zu. Eine intensive und kompakte Bittere, wie eine kurze und trockene rechte Gerade im Faustkampf erschüttert den hinteren Rachenraum. Ein furioses Finale, das bei aller Wucht und Intensität aber genauso schnell und sauber wieder abklingt, wie es begonnen hat. Ein perfekter Schlusspunkt, der gleichzeitig den Auftakt darstellt für die Lust auf den nächsten Schluck.

Alt

Conrad weiß wie immer mit zahlreichen Anekdoten zu unterhalten, über die deutsche Braukunst, über den Stil Altbier, und mittendrin rutscht ihm sogar die Kommentierung raus „Wir in Deutschland …“ Ha, und das von einem Ur-Wiener!

Spaßeshalber spielen Gwasch das „Altbierlied“ von den Toten Hosen an, wechseln dann aber zu „Alles aus Liebe“.


Bier Nummer 3:
Privatbrauerei Christian Fiedler – Erzgebirgsbier – Magisterbräu Schwarzbier (4,7%)
Moderatorin: Birgit Rieber, „Bierfrau“ am Institut für Bierkultur, Wien

Birgit Rieber

Das lediglich 4,7%ige Bier hat eine schöne, dunkle Farbe, fast schwarz. Es ist blank filtriert, und über dem Bier steht ein feiner, kremiger und leicht beigefarbener Schaum, der sehr lange hält. Die Nase erschnuppert feine Röstmalznoten, die sich auch sofort nach dem Antrunk auf der Zunge wiederfinden und retronasal, also rückwärts durch die Nase, noch deutlicher werden. Eine dezente Restsüße harmoniert gut mit einer ebenfalls nicht aufdringlichen Bittere, die nach dem Schluck allerdings für einen Moment zu lange hängen bleibt. Insgesamt für ein Schwarzbier vielleicht nicht schlank genug, denn der für diesen Stil typische „Schluck ins Leere“ bleibt zu rund und voll – aber das ist nur eine Frage des Bierstils, den geschmacklich kann das Magisterbräu durchaus überzeugen.

Erzgebirgsbier – Magisterbräu Schwarzbier

Birgit fokussiert sich stark auf das Bier und auf einen sachlichen, strukturierten Verkostungsansatz und trägt anschließend über den Brauprozess vor. Hut ab – sehr professionell.

Ein Stück von Nina Hagen, „Du hast den Farbfilm vergessen“, gestaltet den Übergang zu


Bier Nummer 4:
Alpirsbacher Klosterbräu – Pils (4,9%)
Moderatorin: Irina Zimmermann, Biersommeliére, Esslingen

Irina Zimmermann

Goldgelb und blank – das 4,9%ige Bier leuchtet regelrecht aus dem Glas. Der Schaum ist schneeweiß, feinporig und stabil. Feine Heunoten prägen das dezente Hopfenaroma, mit ganz feinen Wiesenkräutern im Hintergrund. Der Antrunk ist schlank, aber nicht übermäßig trocken, ein bisschen Restsüße ist noch zu spüren. Dennoch bleibt die Schlankheit der dominierende Eindruck. Die Bittere im Abgang ist elegant und fein, recht ausgeprägt, doch mit guten Manieren. Sie verursacht ein ganz leicht trockenes Gefühl im Rachen und erzeugt so Lust auf den nächsten Schluck. Ein feinsinnig und gediegen auftretendes, sehr harmonisches Pils.

Pils

Irina erzählt vom Bierstil Pils, dass er von einem bayerischen Braumeister (Josef Groll, wie wir wissen) entwickelt worden sei und am 11. November 1842 in Pilsen zum ersten Mal ausgeschenkt wurde. Speziell in der Ausprägung, wie das Pils in Alpirsbach gebraut wird, hat es „einen geringen Trinkwiderstand“, eine hohe „Drinkability“. Ihre Begeisterung steckt an, auch wenn ich persönlich eher „Durchtrinkbarkeit“ gesagt hätte …

Nach dem Musikstück „Denkmal“ von Wir sind Helden geht es weiter mit


Bier Nummer 5:
Tilmans Biere – Die Dunkle (5,0%)
Moderatorin: Mareike Hasenbeck, Feiner Hopfen, Aying

Mareike Hasenbeck

Dunkelbraun mit einem leichten Rotschimmer, fast schon rubinartig leuchtend, steht das blanke 5,0%ige Bier im Glas, darüber eine leicht beigefarbene, nicht sehr dicke, aber „ewig“ lang haltbare, feinporige und kremige Schaumschicht. Das Aroma ist dezent zurückhaltend, nur ein paar leicht röstige Malznoten sind zu spüren. Über die Zunge fließt das Bier weich und rund, die geringe Spundung macht es fast schon samtig. Der Malzcharakter ist dezent und ausgewogen. Nach dem Schluck bleibt nur eine ganz feine Bittere, und ein paar zurückhaltende, leichte Röstaromen gleiten retronasal durch die Nase. Ein sehr zurückhaltend-ausgewogenes Dunkles.

Die Dunkle

Mareike erzählt davon, dass nicht nur das deutsche Bier heute Geburtstag habe, sondern auch Tilmans Biere, und sie wagt einen vorsichtigen und bunten Blick in die Zukunft, identifiziert Trends der Szene: Klassische Stile mit Twist, Pastry Stouts, New England IPAs und alkoholfreie Biere werden die kommenden Jahre prägen, glaubt sie.

Gwasch unterhalten uns für einen Moment mit einem Potpourri von Welthits, denen sie einen deutschen Text mit Bierbezug unterlegen, spielen dann von den Ärzten „Schrei nach Liebe“, und dann geht’s bierig weiter.


Bier Nummer 6:
Riedenburger Brauhaus – Riedenburger Historisches Emmerbier naturtrüb (5,1%)
Moderator: Christian Goldemann, Bierblog Kraftbier0711.de, Stuttgart

Christian Goldemann

Die Brauerei Riedenburger ist dafür bekannt, Bio-Biere zu brauen, und zwar vorwiegend aus historischen, heute kaum noch angebauten Getreidesorten. Zum Beispiel Emmer. Das Emmer Bier ist mit Emmer-, Gersten-, Dinkel- und Weizenmalz gebraut. Mittelbraun und trüb mit einer schönen Schaumkrone steht es im Glas. Der dezente Geruch nach überreifen, schon dunkelbraunen Bananen mit leicht nussigen Noten ist interessant. Auf der Zunge wirkt das Bier sehr kompakt. Eine intensive Vollmundigkeit, malzig-nussige Akzente und ein kerniger, durchaus herber, aber nicht bitterer Körper gefallen. Die Spundung versucht, die Kompaktheit ein bisschen aufzubrechen. Ein Bier, bei dem ich fast anfangen möchte, zu kauen. Gehaltvoll. Und bis weit nach dem Schluck schön aromatisch. In der Kombination zum ersten Spargel dieses Jahr ein Gedicht – die herben Aromen des Spargels werden von der festen Aromatik des Biers aufgenommen, verstärkt und zurückgespiegelt. Bester Genuss!

Riedenburger Historisches Emmerbier naturtrüb

Thematisch passend philosophieren wir über Emmer und andere besondere Getreidesorten, über ungewöhnliche Zutaten und über unterschiedliche Einschränkungen für ober- und untergärige Bier im sogenannten „Reinheitsgebot“.

Bevor es zum nächsten musikalischen Zwischenspiel kommt, muss Franzi von Gwasch erst einmal erklären, was das für ein Instrument ist, auf dem sie zu den Liedern herumtrötet. Es ist ein Kazoo, ein Membranophon, in das man hinein summen oder singen muss, um leicht schnarrende Töne zu erzeugen. Zu Udo Jürgens‘ Lied „Ich war noch niemals in New York“ wird es gleich noch einmal vorgeführt.

Dann aber kommt es, das


Bier Nummer 7:
Schönbuch Braumanufaktur – Jäger Spezial – Export Bier (5,4%)
Moderatorin: Kessi Dinkelaker, Schönbuch Braumanufaktur, Böblingen

Kessi Dinkelaker

Goldgelb und glanzfein, darüber ein nicht sehr üppiger und nur mittellang haltbarer, aber schön schneeweißer Schaum – so präsentiert sich dieses 5,4%ige Export-Bier im Glas. Der Duft ist kräftig malzig, rund und voll. Ein paar brotige Aromen mischen sich darunter; von Hopfen keine Spur. Der Antrunk schließt sich nahtlos an. Eine runde Malzfülle macht sich im Mund breit, unterlegt mit einer spürbaren, aber nicht aufdringlichen Malzsüße. Relativ weich und nicht übermäßig stark gespundet rinnt das Bier über Zunge und Gaumen, und erst nach dem Schluck spüre ich zum ersten Mal so etwas wie Hopfenbittere. Zart aufscheinend und rasch wieder verschwindend. Die retronasalen Malzaromen bleiben länger präsent als die dezente Hopfenbittere. Ein weiches, rundes und durchaus nahrhaftes Bier. Gerne auch im größeren Gebinde.

Jäger Spezial – Export Bier

Kessi schwärmt von diesem Bier, das aus der eigenen Brauerei, die sie mit ihrem Mann Werner betreibt, stammt. Begeistert berichtet sie davon, dass das Jäger ein Standardbier der sechziger, siebziger Jahre war, das habe jeder von morgens bis abends getrunken; das habe man in der Buchhaltung schon zum Frühstück gehabt … Daher gebe es jetzt eine Neuauflage, aber in der Euro-Flasche.

Das orangefarbene Etikett, irgendwo zwischen Jägermeister und Fanta, und der rote Kasten, das war seinerzeit schon mutig, und sei es bei der Wiederauflage seit fünf Jahren ebenfalls, jetzt allerdings auch unter dem Gesichtspunkt „retro“. Retro ist auch die alte Dampfmaschine aus dem Jahr 1939, die wir im Hintergrund sehen. Kessi weiß, sich pfiffig in Szene zu setzen.

Seit November 2020 gebe es dieses Bier auch in der 0,33-l-Euro-Flasche, schließt sie ihre Präsentation ab, und es habe eine hohe „Drinkability“ – bei jedem Absetzen der Flasche käme ein „Saufzer“, nicht ein „Seufzer“.

Gwasch leitet mit „Jein“ von Fettes Brot über zum nächsten Bier, dem


Bier Nummer 8:
Tucher – Original Nürnberger Rotbier naturtrüb (5,5%)
Moderator: Markus Raupach, Deutsche BierAkademie, Bamberg

Markus Raupach

Die kräftig rotbraune Farbe gefällt auf Anhieb. Mit ihrem roten Glühen bringt sie ein wenig Farbe in den tristesten 2. Mai seit Jahren. Oben auf dem Berg liegt frisch gefallener Neuschnee, im Glas leuchtet in warmem Rotbraun das kräftig naturtrübe Bier. Passenderweise in einem Weihnachtsbierglas. Der Schaum ist reichlich, leicht beigefarben und lange haltbar. In der Nase spüre ich die typischen runden, vollen und fast schon aufdringlichen Malzaromen, die für diesen Bierstil so typisch sind. Rund und voll geht es auch auf der Zunge weiter – ein sämiges Bier „zum Abbeißen“. Eine hohe Vollmundigkeit, leicht brotige Aromen, nicht zu stark gespundet. Nach dem Schluck folgt ein weicher Abgang mit nur wenig Hopfenherbe, dafür aber schönen Malzaromen, die retronasal noch einmal ins etwas Brotige tendieren, und dann auch ganz leicht adstringierende, holzige Noten. Ein in sich sehr stimmiges, 5,5%iges Bier, das ob seiner Fülle auch locker eine Zwischenmahlzeit ersetzen kann.

Original Nürnberger Rotbier naturtrüb

„Das schönste Bier schmeckt nicht, wenn man es allein trinken muss“, leitet Markus die Moderation zu diesem Bier ein. Er stellt dieses Rotbier als einen besonderen Vertreter eines der traditionellsten Stile in Franken vor – weil es mit einem im Holzfass gereiften Doppelbock verschnitten sei.

Es entwickelt sich eine schöne Diskussion über die verschiedenen Glasformen zu den jeweiligen Bierstilen, bevor wir für einen traurigen Moment innehalten und kurz Boris Georgiev gedenken, dem Bier-Tausendsassa und Herausgeber des craftbeer magazins. Er ist vor wenigen Tagen völlig überraschend verstorben.

Er hat immer eng mit Markus zusammengearbeitet, und Markus ist es auch, wie wir mittlerweile wissen, der das craftbeer magazin fortführen wird.

Mit „Zu spät“ von Den Ärzten bringen Gwasch nun aber wieder gute Laune in die Verkostung zurück und leiten über zu


Bier Nummer 9:
Heller Bräu Trum – Æcht Schlenkerla Rauchbier – Märzen (5,1%)
Moderator: Frank Di Marco, Der Biersommelier., Korntal-Münchingen

Frank Di Marco

Das 5,1%ige Bier hat eine tiefdunkle, braune Farbe und ist klar. Der Schaum ist beigefarben und bildet eine feste, in der Konsistenz fast an Schlagsahne erinnernde Schicht, die recht lange hält. Der Geruch wird – erwartungsgemäß bei einem Rauchbier – dominiert von kräftigen, aber nicht übermäßigen Noten von verschwelendem Holz, und wer schon viele verschiedene Rauchbiere verkostet hat, kann sogar den Buchenrauch in diesem Bier vom Eichen- oder Torfrauch anderer Biere unterscheiden. Der Antrunk präsentiert ganz kurz eine runde Malzsüße, aber Sekundenbruchteile später dominiert ein rauchiges Aroma, das sich schon vor dem Schluck retronasal in den Vordergrund drängt. Leichte Röstaromen und ganz schwache Kaffeenoten (Mokka!) bleiben eher im Hintergrund, ebenso wie die durchaus nicht sanfte, aber hinter dem Rauch etwas verblassende Bittere. Nach dem Schluck erst wird die Bittere deutlicher, schafft es aber unverändert nicht, sich gegenüber der Raucharomatik durchzusetzen. Anfänger assoziieren dieses Bier immer mit Schinken, aber wer genau hinschmeckt und riecht, merkt eigentlich deutlich, dass fettige und umamiartige Komponenten fehlen und es lediglich die Hilflosigkeit ist, das Raucharoma einem anderen Lebensmittel als Bezugspunkt zuzuordnen.

Æcht Schlenkerla Rauchbier – Märzen

Frank beginnt seine Moderation mit der trockenen Feststellung, dass es sich beim Schlenkerla um „den Totschläger unter den Bieren“ handele, berichtet aus der Geschichte der Bockbiere und der Märzenbiere, macht eine kleine Exkursion zur Schlenkerla Eiche, einem über Eichenholz gereiften Bock aus derselben Brauerei, philosophiert über Bier und Frauen (nicht: Bier mit Frauen) und bringt es auf den Punkt: „Bier ist dafür da, Leute glücklich zu machen.“

Gwasch haben sich derweil, offensichtlich in Abstimmung mit dem fleißig chattenden Publikum, auf Die Ärzte eingeschossen und spielen jetzt „Meine Ex(plodierte) Freundin“.

Der krönende Abschluss folgt, das


Bier Nummer 10:
Weisses Bräuhaus G. Schneider & Sohn – TAP 06 – Aventinus (8,2%)
Moderator: Thorsten Schwämmle, Kraftpaule, Stuttgart

Thorsten Schwämmle

Eine kräftige und dunkle, braune Farbe und eine gleichmäßige Trübe harmonieren schon in der Optik. Üppiger und laaange haltbarer, eierschalenfarbener Schaum steht darüber. Bananige, etwas malzige Aromen, sehr rund und voll, sämig und kräftig wabern in dicken Schwaden darüber und ziehen triumphierend in die Nase ein. Es folgt ein voller, weicher, runder und süßer Antrunk, eine Fülle von Fruchtaromen, ich spüre dunkle Früchte, Rumtopf, Banane, Aprikose, Pflaume und viel, viel Mundgefühl. Im Abgang geht das mit 8,2% Alkohol gefährlich kräftige Bier weich und sämig die Kehle hinunter, retronasal trumpfen noch einmal die dunklen Früchte auf. Der gleiche Bierstil, und dennoch ein völlig anderer Charakter als der Weizenbock der Schönbuch Braumanufaktur in der Veranstaltung vorher.

TAP 06 – Aventinus

Mit „Ich liebe das Leben“ von Vicky Leandros beschließen Gwasch den Abend – noch einmal ein Lied zum Mitsingen. Online-Gruppen-Karaoke quer durch die Republik.


Eine gewaltige Verkostung, die mit zehn Bieren an die Grenze dessen ging, was man an einem Abend verkosten kann – und darüber hinaus. Aber die Idee, jedes Bier von einer anderen Spezialistin vorstellen zu lassen und zwischendurch mit Musik aufzulockern, war gut und machte das Ganze weniger anstrengend. Ein schöner und eindrucksvoller Streifzug durch die Welt der deutschen Biere.

Bilder

Kraftpaule
Craft Beer in Stuttgart
Neckarstraße 132
70 190 Stuttgart
Baden-Württemberg
Deutschland

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