drei Brauereien, sechs Wanderwege, acht Bierbänke und tausend Eindrücke …
Route 4: Zum Grüntengipfel
Die schönste, längste, aber auch anstrengendste Route der Bier.Genuss.Wanderwege – die Route 4, die auf den Gipfel unseres Hausbergs, des Grünten, führt. Aber die Anstrengung wird reich belohnt!
Erstens muss man nämlich als Einheimischer oder Zugezogener, jedenfalls als im Oberallgäu Wohnhafter, mindestens einmal im Jahr hier hoch. Mit der Route 4 haben wir diese Pflicht damit also schon mal erfüllt und den Wächter des Allgäus bezwungen.
Und zweitens ist es die Strecke mit den meisten Einkehrmöglichkeiten und den meisten Bier-Genussbänken unterwegs. Wobei das mit den Einkehrmöglichkeiten so eine Sache ist. Geht man zu früh los, sind die ersten Alpen noch nicht geöffnet; startet man später, so sind gegen Ende die letzten schon wieder geschlossen. Am besten, man läuft mehrmals! *
Start ist entweder am Parkplatz der BierAlp vom BernardiBräu, wo man schon vor den ersten Metern am Sonnabend ein Weißwurstfrühstück zu sich nehmen könnte … Oder man fährt noch knapp einen Kilometer weiter bis zum Kammeregg-Parkplatz und spart sich einige hundert Schritte auf Asphalt. Dort geht es dann aber wirklich los!
Ich widerstehe der Versuchung, zweihundert Meter querab schon in der Alpe Kammeregg einzukehren, sondern folge stur dem Wegweiser, der mich in eine andere Richtung führt. Hier kommt nach wenigen Minuten die erste Bier-Genussbank, und zwar die Nummer 4, gestaltet vom Theaterverein Kranzegg. Im Halbrund können hier sechs Genießer Platz nehmen und durch den Theatervorhang ins Tal blicken. Er leibliche Genuss muss dabei nicht zu kurz kommen – für das Öffnen der mitgebrachten Bierflaschen sind links und rechts der Bank zwei überdimensionale Flaschenöffner angebracht.
Bier-Genussbank 4
Ach, die Wanderung hat noch gar nicht richtig angefangen, und ich möchte hier sitzenbleiben, mein Bier genießen und in die Welt schauen. Kilometerweit über das Illertal hinweg, auf die Berge und Wiesen und auf die vorüberziehenden Wolken.
Ein breiter Schotterweg windet sich nun langsam den Hang hinauf. Gar nicht lang dauert es, bis ich die Alpe Kalkhöf erreiche und das ProBiererle 2 genießen kann: Eine kleine Flasche Engelbräu Hell und dazu zwei kleine Spießchen mit feinem Bauernbrot, Bergkäse, Knoblauchwurst und einem Stück Gurke und Tomate (oder wahlweise anderes Obst und Gemüse, je nach Saison). Der Blick ins Tal ist wunderbar, und ich unterhalte mich ein wenig mit Jonas Hierl, dem Hüttenwirt.
ProBiererle 2
Den ganzen Tag könnte ich so verhocken, aber ich will ja noch auf den Berg …
Zwei Minuten geht es auf demselben Weg wieder zurück, und dann biegt rechts der schmale Pfad ab, der mich durch Wald und Wiese zunächst wieder in Richtung Alpe Kammeregg führt, kurz vorher dann aber rechts abknickt und steil aufwärts führt. Quer über die Weide, durch Geröll und manchmal auch ein wenig Matsch, dann wieder durch den Wald und auf steilen Treppen – Meter für Meter stapfe ich aufwärts, nur ab und an bleibe ich stehen, wische mir den Schweiß von der Stirn (vielleicht hätte ich doch auf das Bier zum Frühstück verzichten sollen?) und genieße die Aussicht.
Endlich erreiche ich die Wegekreuzung auf dem Grüntengrat. Jetzt geht es rechts über ein nicht enden wollendes Geröllfeld, das zwar sicher zu begehen ist, aber die Gelenke und Muskeln beansprucht. Fast schon ist es eine Erleichterung, als der steile Pfad beginnt, der mich nun im Zickzack bis direkt unter den Gipfel bringt. Noch ein paar Schritte zwischen den Felsen, und dann bin ich oben, auf dem höchsten Gipfel des Grünten, dem Übelhorn, und stehe am Jägerdenkmal, das an die gefallenen Gebirgsjäger aller Nationen erinnert. Einmal im Jahr, am zweiten Sonntag im September, findet hier eine Gedenkmesse statt, zu der Gebirgssoldaten aus aller Welt anreisen.
Blick vom Gipfel in Richtung Süden
Rund um das Denkmal kann man sitzen und schauen – eine vollwertige 360°-Aussicht. Pfiffig, wer jetzt ein eisgekühltes Bier aus der Kühltasche im Rucksack ziehen kann …
Der Abstieg geht zunächst auf derselben Route bis zum Ende des Geröllfelds, und dann geht es geradeaus weiter bis zur Grüntenhütte, die vielleicht irgendwann mal wieder bewirtschaftet werden soll, zur Zeit aber menschenleer einfach nur so am Berg herumsteht.
Rechts von mir ist der Gigglstein (Gigglstui) zu sehen, nach dem die BernardiBräu ihre Biere benannt hat – Gigglstuinar Märzen, Gigglstuinar Weizen und so fort. Ein Nebengipfel des Grüntenmassivs. Langsam wende ich mich nach links und gehe unterhalb des Skilifts die Wiese hinab, bis irgendwann wieder ein befestigter Fahrweg kommt, der mich zur Höfle-Alp bringt.
Hier ist gut einkehren – es gibt nicht nur ein ProBiererle, sondern vielseitige regionale Küche. Es ist halt schon eine Luxus-Alpe – was aber am stets gut gelaunten Service von Robert und Vreni Jörg und der wunderbaren Lage der Alpe überhaupt nichts ändert.
ProBiererle 11a und 11b
Das ProBiererle 11 ist eigentlich ein ganzer Set von Kombinationsmöglichkeiten: Jeweils ein Bier der drei Rettenberger Brauereien (BernardiBräu, Zötler, Engelbräu) wird mit einer selbstgemachten Schokolade kombiniert: Weiße Schokolade mit Limette und Mango, Knusperkaramellschokolade und Chilischokolade. Wie gut, dass Vreni ausgebildete Konditormeisterin ist! Und wer gar kein Bier mag, der bekommt hier auch ein alkoholfreies ProBiererle, nämlich eine Berglimo mit Apfel-Minze-Birne-Geschmack und dazu den – natürlich selbstgemachten – Müsliriegel „Grünten-Bezwinger“.
Bier-Genussbank 6
Nur wenige Meter unterhalb der Höfle-Alp wartet die Bier-Genussbank 6 auf mich, gestaltet vom Skiclub Rettenberg „Grünten-Rutscher“. Zwei Bänke mit Skiern und Skistöcken als Rückenlehnen, verbunden durch einen dicken Baumstrunk, der mit der Motorsäge zu einem Riesen-Bierkrug geformt wurde. Besondere Aufmerksamkeit für den rastenden Bierliebhaber: In eine der Wurzeln des Baumstrunks sind drei Löcher gefräst, in die eventuell mitgebrachte Bierflaschen perfekt hineinpassen!
Der Blick geht über das nette KUKU Berghotel hinweg bis weit in die Ferne, zum Rottachspeicher und über das Ostallgäu.
Nun geht es ein paar Schritte auf dem Fahrweg weiter, bis der Weg dann nach links abbiegt. Mitten auf einer Kuhweide steht die Bier-Genussbank 5, gestaltet von den Untermaiselsteiner Vereinen. Eine große Kuh aus Holz mit Melkeimer und Melkschemel lädt ein, sich einmal am Melken zu versuchen. Natürlich nur als Scherz. Aber die Messingglocke der Kuh, die ist echt, und wer sie anschlägt, der hört ihren schönen, hellen Klang, der bis weit ins Tal trägt.
Bier-Genussbank 5
Ein abwechslungsreicher Pfad über Wiesen und durch den Wald führt mich nun zur Alpe Kammeregg, wo ich erneut einkehren könnte. Aber für heute waren es schon genug ProBiererle, das hebe ich mir für ein anderes Mal auf. Ebenso wie die Einkehr in der BierAlp bei Berni und Petra Göhl. Eigentlich mein zweites Wohnzimmer, aber heute reicht es. Die Beine sind schwer, der Durst wurde unterwegs fleißig gelöscht, und ich bin froh, wieder am Parkplatz zu sein. Achthundert Höhenmeter, drei Bier-Genussbänke, zahlreiche ProBiererle und so viele Eindrücke – das genügt.
* Achtung: Wegen der unterschiedlichen Öffnungszeiten der Alpen habe ich bei diesem Tour-Bericht tatsächlich ein bisschen geschummelt und Erlebnisse von mehreren Wandertouren kombiniert. Es empfiehlt sich, vor Beginn der Wanderung zu googeln, welche Alpen wann geöffnet sind!
Und hier geht es zu den anderen Routen:
Route 1: Über die Gebhardshöhe zum Falkenstein
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